Backstage bei Disneys „Hercules“ in Hamburg (Foto: Dominik Lapp)
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Backstage mit Philipp Büttner bei Disneys „Hercules“ in Hamburg

Die Atmosphäre im Theater summt vor Spannung. Zwischen den Bühnenbildern und Garderoben liegt eine beinahe greifbare Vorfreude auf den bevorstehenden Abend. Hinter den Kulissen des Disney-Musicals „Hercules“, das seit März 2024 in der Neuen Flora Hamburg zu sehen ist, begleitet unsere Redaktion den neuen Hauptdarsteller Philipp Büttner. Er spielt die Rolle des göttlichen Helden – und der Weg dorthin beginnt für ihn lange vor dem ersten Schritt auf die Bühne.

Nur anderthalb Wochen geprobt

„Eigentlich habe ich nur etwa anderthalb Wochen geprobt, als ich die Rolle von Benét Monteiro übernommen habe“, erklärt Büttner mit einem Lächeln. „Aber ich war schon gut vorbereitet.“ In der Musicalwelt kann es schnell gehen, Flexibilität ist gefragt. So auch hier, denn gerade wurden noch einmal Änderungen geprobt: „Es gab Textänderungen aus Amerika, die wurden übersetzt und werden jetzt nach und nach in die Show eingebaut“, so der Darsteller. An dem Stück wird also weiterhin gearbeitet. Entwickelt von Disney und Stage Entertainment in den USA, fand die Uraufführung von „Hercules“ in Hamburg statt. Im nächsten Jahr wird das Stück erstmals auch in London aufgeführt.

Die Magie von Disney liegt jedoch nicht nur in der Musik von Alan Menken und den Songtexten – auch die körperliche Transformation des Musicaldarstellers ist Teil der Show. Im Fitnessraum des Theaters stemmt Philipp Büttner Gewichte. „Ich mache eigentlich Frühsport mit einem Trainer“, erklärt er und grinst, während er die Hanteln hebt. Eine kleine humorvolle Parallele zum Stück, in dem der Halbgott Hercules von seinem Trainer Phil ebenfalls in Form gebracht wird. „Das hier mache ich vor der Show, damit die Muskeln anschwellen und die Zuschauer einen Hercules sehen, wie sie ihn sich vorstellen.“

Backstage bei Disneys „Hercules“ in Hamburg (Foto: Dominik Lapp)

Von nebenan dringen Gesangsstimmen in den Fitnessraum. „Das ist das Warm-up unserer Tänzer, die treffen sich anderthalb Stunden vor der Show, um sich aufzuwärmen“, weiß der 33-Jährige. Während die Vorbereitungen für die Show an vielen Ecken gleichzeitig laufen, wirkt Büttner entspannt. Die Routine in Hamburg kennt er bereits gut, denn er hat hier auch die Titelrolle im Musical „Aladdin“ gespielt. „Ich kannte viele Menschen im Haus, zum Beispiel von der Maske und vom Stage Management“, erzählt er, „und mit meiner Kollegin Mae Ann Jorolan bin ich schon lange befreundet. Es ist schön, dass wir jetzt zusammen spielen.“

Flexibilität und Präzision gehen Hand in Hand

Auch nach einer intensiven Vorbereitungszeit bleibt die Arbeit an den Songs des Musicals nie stehen. Auf der Probenbühne trifft Philipp Büttner den Musikalischen Leiter Hannes Schauz. Dieser weist den Darsteller an, bestimmte Stellen im Song noch einmal anders zu singen. In einer Disney-Produktion ist alles sehr genau vorgegeben. Flexibilität und Präzision gehen Hand in Hand – genau wie auf der Bühne, wo jede Bewegung und jeder Ton perfekt sitzen muss.

Backstage bei Disneys „Hercules“ in Hamburg (Foto: Dominik Lapp)

Ein besonders hektischer Bereich hinter der Bühne ist die so genannte Blackbox, wo während der Vorstellung die schnellen Kostümumzüge stattfinden. Hier hängen alle Kostüme bereit, auch Schuhe und Kopfbedeckungen sind zu sehen. Während einer laufenden Vorstellung hätten die Darstellerinnen und Darsteller gar keine Zeit, für jeden Umzug in die eigene Garderobe zu laufen. Oftmals müssen sie ihre Kostüme in Sekundenschnelle wechseln, was man am Theater als Quickchange bezeichnet.

Philipp Büttner trägt als Hercules vier verschiedene Outfits. „Manche Kollegen haben weitaus mehr“, sagt er. Die Musen, die den Helden auf seiner Reise begleiten, die Story erzählen und kommentieren, haben zum Beispiel acht Kostüme. Büttner zeigt erst ein Requisit – eine griechische Vase, auf der sich Micky Maus als Easter Egg versteckt – und präsentiert dann seinen mit Strasssteinen besetzten Brustpanzer für das Finale. „Der ist golden und glitzert schön“, sagt er stolz. Die Kostüme müssen tadellos aussehen – es ist schließlich Disney. „Letzte Woche sind mal ein paar Steine rausgefallen, aber das wurde sofort repariert.“

Backstage bei Disneys „Hercules“ in Hamburg (Foto: Dominik Lapp)

Technische Abläufe sind sekundengenau getaktet

Nicht nur die Kostüme erfordern Gründlichkeit, auch die technischen Abläufe sind sekundengenau getaktet. Das merkt man bei der technischen Einweisung, die der Hauptdarsteller auf der Bühne erhält. Im Song „Von Zero auf Hero“ fährt Hercules auf einer Statue auf die Bühne, vorher hat Philipp Büttner aber einen Quickchange. Sollte dieser mal länger dauern, würde die Statue ohne ihn losfahren, dann müsste er während der Fahrt noch aufspringen, da alles genau auf die Musik abgestimmt ist – kein Platz für Fehler. „Bislang war ich aber noch nicht in dieser Situation“, sagt er grinsend.

In der Maske verbringt Büttner vor der Vorstellung nicht viel Zeit. „Ich habe eine relativ kurze Maskenzeit, weil ich mich selbst schminke und keine Perücke trage“, erzählt er, während die Maskenbildnerin ihm das Mikrofon am Haaransatz befestigt. Bei seinem Vorgänger sah das anders aus, da Benét Monteiro eine Perücke trug, die in der Maske aufwändig befestigt werden musste.

Inzwischen steht die Show kurz bevor. Der Mann, der gleich als Held der griechischen Mythologie das Publikum verzaubern möchte, muss noch sein Kostüm anziehen. Für ihn ist es ein großes Privileg, diese Rolle spielen zu dürfen, obwohl er schon in vielen Hauptrollen auf der Bühne stand. Lampenfieber? Das kennte Philipp Büttner nach zwölf Jahren auf der Bühne nicht mehr.

Text: Dominik Lapp (unter Mitarbeit von Jannic Hilla)

Philipp Büttner in Disneys „Hercules“ in Hamburg (Foto: Morris Mac Matzen)
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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".