Unterwegs mit Sascha Wienhausen: Rundgang durch das Institut für Musik Osnabrück
Markant und elegant steht er am Fuße des Westerbergs – der Neubau des Instituts für Musik (IfM) der Hochschule Osnabrück. Zehn Millionen Euro teuer und aus drei Komplexen bestehend, ist das Gebäude an der Caprivistraße ein echter Hingucker, wie es sich optisch sehr gelungen vom Altbau daneben abhebt. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sorgt dafür, dass genug Strom erzeugt wird, um den gesamten Institutsneubau zu versorgen.
„Die Pläne für das neue Gebäude existierten schon sehr lange“, erklärt IfM-Dekan Sascha Wienhausen. Bereits im Jahr 2001, als die ehemalige Frauenklinik zur neuen Heimat des Instituts wurde, kaufte man das Nachbargrundstück in weiser Voraussicht direkt mit. 15 Jahre später gab es eine Ausschreibung, auf die sich mehrere Architekturbüros bewarben. Im Jahr 2018 konnte letztendlich der Bauantrag gestellt werden, ein Jahr später begannen die Bauarbeiten. Dass die Eröffnung im Mai 2022 erst mit mehr als einjähriger Verspätung gefeiert werden konnte, ist der Corona-Pandemie geschuldet.
Corona sorgte für verspätete Fertigstellung
„Zwischenzeitlich waren Fliesen nicht lieferbar, an Rigipsplatten war nicht zu kommen, Technik konnte nicht geliefert werden“, fasst Wienhausen zusammen. Umso stolzer schreitet der Dekan jetzt durch seine heiligen Hallen und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr raus: „Unsere Studierenden müssen endlich nicht mehr durch die ganze Stadt fahren, sind jetzt alle an einem Standort vereint. Das lässt ein ganz neues Campus-Gefühl entstehen.“
Ein gutes Jahr ist es erst her, da waren die Musikstudierenden in ganz Osnabrück verteilt: In der Caprivi-, Rehm- und Spichernstraße, im Hafen und auf dem Areal der ehemaligen Limberg-Kaserne. Das hat nun ein Ende. Das Studium konzentriert sich fortan in den Gebäuden der Caprivistraße. Der Neubau besteht dabei aus drei Komplexen.
Plektrum, Loop, en face
Im Gebäudeteil „Plektrum“, der so heißt, weil er aus der Luft gesehen wie ein Gitarrenplektrum aussieht, ist ein eigener Theater- und Konzertsaal samt Garderoben, Pausenfoyer, Hinter- und Probebühne untergebracht.
„Loop“ steht an der Wand eines weiteren Gebäudeteils. „Das ist stellvertretend für das ständige Wiederholen und Üben“, sagt Sascha Wienhausen. Dort ist das so genannte Bandhaus mit zehn Proberäumen und einem ultramodernen Tonstudio untergebracht. „Die Besonderheit hierbei ist, dass alle Räume akustisch autark sind“, erzählt Wienhausen. So können mehrere Bands und Ensembles parallel proben, ohne sich gegenseitig zu stören.
Am dritten Teil des Komplexes steht „En face“ an einer Wand. Der Institutsleiter erläutert: „So wird beim Ballett der Moment bezeichnet, in dem sich die Tänzerinnen und Tänzer dem Publikum zuwenden.“ Logisch also, dass hier das Tanzhaus mit zwei klimatisierten Tanzsälen beheimatet ist.
Safe Space für Studierende
Eine besondere Herausforderung beim Bau waren die Akustik und die runden Wände. Die Fenster können aus akustischen Gründen nicht geöffnet werden, die Raumbelüftung erfolgt elektronisch. Die futuristische Außenhaus lässt einerseits ausreichend Tageslicht ins Innere, schirmt aber neugierige Blicke von außen ab. Für die Studierenden ist der Neubau also ein Safe Space, wo sie sich in einer geschützten Studienatmosphäre ausprobieren und entwickeln können.
Das Institut für Musik genießt mittlerweile einen exzellenten Ruf bis weit über die Stadtgrenzen Osnabrücks hinweg. Nicht wenige Absolventinnen und Absolventen haben inzwischen ein festes Zuhause auf den Bühnen dieser Welt gefunden. Immer wieder finden IfM-Studierende den Weg ins Fernsehen. So traten bereits mehrere von ihnen bei „The Voice of Germany“ auf – darunter auch Celena Pieper, die sich nach ihrem Musicalstudium inzwischen als Anna eine Hauptrolle im Disney-Musical „Die Eiskönigin“ in Hamburg schnappte.
Rund 150 Bewerbungen auf 10 Musical-Studienplätze
Wie begehrt die Studienplätze am Institut für Musik sind, sieht man an den jährlichen Bewerbungszahlen. „Wir erhalten jedes Jahr rund 150 Bewerbungen auf die 10 Studienplätze im Bereich Musical“, berichtet der Dekan, der selbst 15 Jahre lang auf der Bühne stand und Hauptrollen unter anderem im Wiener Musicalerfolg „Elisabeth“ spielte. „Im Popbereich, wo es jedes Jahr nur drei Studienplätze gibt, erhalten wir in der Regel 40 Bewerbungen“, so Wienhausen.
Doch nicht nur für die mehr als 450 Studierenden ist das IfM ein Place to be, sondern auch für die rund 150 Lehrenden, die sich nicht lange haben bitten lassen, an der Osnabrücker Kaderschmiede zu unterrichten. So lernt man in der Friedensstadt vielfach von äußerst erfahrenen Praktikern ihres Fachs. Bestes Beispiel: Die Musicalstudierenden erhalten Schauspielunterricht von Roland Riebeling, der unter anderem in „Shakespeare in Love“ bei den Bad Hersfelder Festspielen zu sehen war und einem breiten TV-Publikum bestens bekannt ist vom Kölner „Tatort“, wo er als Norbert Jütte den Kommissaren Ballauf und Schenk assistiert.
Am IfM wird Hands-on-Mentalität gelebt
„Ich kenne viele Musikhochschulen, aber ein Team wie hier am IfM habe ich noch nie erlebt“, sagt Sascha Wienhausen. „Bei uns werden alle gleich behandelt, begegnen sich auf Augenhöhe und ziehen gemeinsam an einem Strang.“ Nur schillernde Namen als Dozierende zu verpflichten, würde schließlich nicht ausreichen. „Man muss ein Gespür für Menschen haben.“ Am Institut für Musik, so sagt der Dekan, wird eine Hands-on-Mentalität gelebt. Da stehe er auch selbst mal im Keller und sortiere die Kostüme eines abgespielten Musicalprojekts wie „Das Geheimnis des Edwin Drood“.
Wer den Dekan im Gespräch erlebt, merkt schnell, mit welcher Begeisterung und Hingabe er für seinen Job lebt. „Ich bin rund um die Uhr für das IfM da“, so Wienhausen. „Das muss ich auch.“ Ob er seine aktive Zeit auf der Musicalbühne trotzdem manchmal vermisst? „Es gab eine Zeit, wo ich das Theater nicht vermisst habe. Mittlerweile ist das anders. Ich könnte mir zumindest vorstellen, neben meiner Tätigkeit am IfM die eine oder andere kleine Rolle zu übernehmen. Wer weiß, vielleicht klappt’s ja mal.“
Text: Dominik Lapp