„Finn“ in Washington
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Musical „Finn“ unter Beschuss: Donald Trumps autoritärer Eingriff ins Kennedy Center

US-Präsident Donald Trump mischt sich in die Kulturpolitik ein – mit alarmierenden Parallelen zu dem wohl dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Mit der radikalen Umgestaltung des renommierten Kennedy Centers in Washington, D.C. zeigt der wiedergewählte Präsident, wie ein autoritärer Führer Kunst und Kultur nach seinen Vorstellungen umformt – ein gefährlicher Schritt in Richtung Zensur, wie man ihn aus totalitären Regimen kennt.

Trump entscheidet über Kultur

So hatte Trump überraschend einen Umbau des Kuratoriums angekündigt. Besonders kritisch äußerte er sich über das bisherige Programm des Kennedy Centers, insbesondere über Drag-Shows für ein junges Publikum. „Uns gefiel nicht, was dort gezeigt wurde“, erklärte der Republikaner im Weißen Haus und stellte unmissverständlich klar: „Keine Drag-Shows oder andere anti-amerikanische Propaganda mehr.“

Das Kennedy Center ist eine der wichtigsten Kulturinstitutionen der USA. Es beherbergt unter anderem das Nationale Symphonieorchester und die Nationaloper. Mit der Entfernung der von Joe Biden ernannten Vorstandsmitglieder setzt Trump ein klares Zeichen: Nur Kultur, die seiner Ideologie entspricht, soll gefördert werden.

Dazu hat sich Donald Trump jetzt zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der Kulturinstitution wählen lassen, um das Kennedy Center „wieder großartig“ zu machen – ein Slogan, der unmissverständlich auf die populistische Agenda des US-Präsidenten verweist. Besonders bezeichnend ist seine direkte Einflussnahme auf das Programm des Zentrums. In einem Statement erklärte er: „Die Drag-Shows werden gestoppt.“ Zudem betonte er, dass das Haus „die strahlendsten Sterne präsentieren“ müsse – doch wer diese Sterne sein sollen, bestimmt allein Trump.

Fällt Musical über Selbstfindung der Zensur zum Opfer?

Ein besonders erschreckendes Beispiel dieser neuen Kulturpolitik ist die plötzliche Absage des Kindermusicals „Finn“, das jetzt auf Tour gehen sollte. Das Stück von Chris Nee, Michael Kooman und Christopher Dimond erzählt die Coming-of-Age-Geschichte eines Hais, der zu sich selbst findet. Offiziell beruft sich das Kennedy Center auf finanzielle Gründe, doch für viele liegt der wahre Grund auf der Hand: Die Botschaft von Akzeptanz und Selbstverwirklichung in Verbindung mit viel Glitzer und Glamour passt nicht in Donald Trumps enge Weltanschauung.

„Wir haben nicht darum gebeten, Teil des Widerstands zu sein, aber hier sind wir“, erklärten die Macher des Musicals. Schauspielerin Kalen Robinson, die den Fisch Seasil spielt, drückte ihre Wut auf Instagram aus: „Der Präsident der Vereinigten Staaten hat mir meinen Job und meine Freude genommen.“ Ihre Kollegin Caelyn D. Williams, in der Show als Fisch Aggie zu sehen, zeigte sich enttäuscht, aber kämpferisch: „Das ist etwas, das sie uns nicht nehmen können.“ Auf Instagram meldete sich außerdem das gesamte Team des Musicals zu Wort: „Wir sind überwältigt von der Unterstützung!“ Die Fans wurden dazu aufgerufen, den Song „Sparkle and Shine“ auf den eingängigen Streaming-Plattformen zu verbreiten.

Ein Blick in die Geschichte: Die Nazi-Strategie der Kulturkontrolle

Donald Trumps Eingriffe in die Kunst sind keineswegs harmlos – sie erinnern an die Maßnahmen der Nationalsozialisten in Deutschland. Die Nazis entzogen jüdischen und regimekritischen Künstlerinnen und Künstlern ihre Bühnen, ersetzten Theaterleitungen durch linientreue Funktionäre und verboten Werke, die nicht dem nationalistischen Weltbild entsprachen. Das NS-Regime unterdrückte systematisch alle kulturellen Ausdrucksformen, die nicht in das faschistische Konzept passten.

Trump scheint dieser historischen Blaupause zu folgen: Er entscheidet, welche Kunst akzeptabel ist und welche nicht. Kultur, die Vielfalt, Selbstbestimmung oder gesellschaftlichen Fortschritt fördert, soll weichen.Die Künstlerinnen und Künstler, die sich gegen seine Eingriffe wehren, senden jedoch eine klare Botschaft: Kunst lässt sich nicht unterdrücken.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".