„Friedrich – Mythos und Tragödie“ (Foto: Dominik Lapp=
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Probenreport: Ein Berg voll Arbeit für „Friedrich – Mythos und Tragödie“ in Potsdam

„Fünf, sechs, sieben, acht“, tönt es durch die große dunkle Halle. Choreografin Doris Marlis erarbeitet mit dem Herrenensemble eine Schrittfolge. Die Halle, in der geprobt wird, ist die Potsdamer Metropolis-Halle in direkter Nachbarschaft zum Filmpark Babelsberg. Hier wird im Juni das Musical „Friedrich – Mythos und Tragödie“ zu sehen sein. Doch der Glamour eines Musicals ist bislang nicht mal annähernd zu erahnen. Noch wirkt die Halle sehr ernüchternd. Die Zuschauertribüne ist noch nicht aufgebaut, nicht einmal die Bühne steht. Noch zwei Wochen bis zur Premiere.

Die Stelle, an der später die Bühne steht, wird zur besseren Orientierung für die Künstler durch Holzlatten angedeutet, die auf dem grauen Linoleumboden zu einem Rechteck zusammengelegt wurden. Die Herren des Ensembles marschieren innerhalb dieses Rechtecks. Sie stellen Soldaten dar. Denn Friedrich der Große, dem das Musical „Friedrich – Mythos und Tragödie“ anlässlich seines 300. Geburtstages gewidmet ist, war ein großer Feldherr, was auch in dem Bühnenstück aus der Feder von Dennis Martin, Marc Schubring, Wolfgang Adenberg und Christoph Jilo thematisiert wird.

Darsteller marschieren wie Soldaten

„Jede Gruppe zeigt mir noch mal den Anfang“, fordert die Choreografin, die auf einem Stuhl steht, um die vier aus jeweils drei Darstellern bestehenden Soldatengruppen besser im Blick zu haben. Die Musik kommt dabei nicht wie üblich von einem Klavier. Da bei den „Friedrich“-Vorstellungen die Musik nicht live gespielt, sondern digital eingespielt wird, liegen bereits Orchesteraufnahmen vor, die aus zwei Lautsprechern schallen, an die Doris Marlis ihr Handy angeschlossen hat. So läuft das also im 21. Jahrhundert. Die Szene, die gerade geprobt wird, spielt dagegen im 18. Jahrhundert. „Der Knöchel ist am Knie“, ruft Marlis den Darstellern zu. Gemeint ist damit die Positionierung des rechten Fußes beim Marschieren.

Nun marschieren die künftigen Soldaten in zwei Reihen, sollen wie ein Reißverschluss zusammenlaufen. „Langsamer, und mehr Platz lassen“, schallt die Stimme von Doris Marlis durch die Halle. Das klappt noch nicht so gut. Marlis bespricht sich kurz mit Kevin Hudson, ihrem Dance Captain. Er ist es, der während des Vorstellungsbetriebs, wenn die Choreografin nicht mehr vor Ort ist, sicherstellen wird, dass die Choreografien sauber umgesetzt werden. Die Szene wird noch einmal wiederholt. Anschließend erfolgt ein Umbau, bei dem die Darsteller eine Tafel und Stühle aufbauen.

Ein erfahrener Regisseur für „Friedrich – Mythos und Tragödie“

Währenddessen befindet sich der erfahrene Regisseur Holger Hauer in einem Probenraum im ersten Stock der Metropolis-Halle. Hier wird szenisch geprobt. „Die Musik kommt hier erst später, du bleibst solange im Freeze“, lautet Hauers Anweisung für Andreas Goebel, der im Musical den Kriegsminister Grumbkow spielt. Regisseur und Darsteller sprechen über eine Textstelle. Nachdem Grumbkow einen Brief von Kronprinz Friedrich gefunden hat, in dem dieser seine Flucht nach England ankündigt, sieht das Libretto vor, dass Grumbkow diesen Umstand kommentiert. „Lass es uns mal probieren. Du musst das außerordentlich interessant finden“, fordert Hauer. „Und lass den Blick ins Publikum. Schau einfach auf den Brief. Das verschmitzte Lächeln kommt erst etwas später.“

Regisseur und Darsteller im Dialog

Hauer arbeitet im direkten Dialog mit seinem Darsteller, macht nicht nur Vorgaben, sondern lässt sich auch etwas anbieten. „Kann ich das Säckchen Gold in der Hand wiegen, wenn ich es bekommen habe“, möchte Goebel von Hauer wissen. „Probier’s mal“, antwortet Hauer. In der Szene findet ein geheimes Gespräch statt zwischen Kriegsminister Grumbkow und dem österreichischen Graf von Seckendorff, den Christian Theodoridis spielt. Theodoridis geht ab, Patricia Hodell betritt die Szene. Sie spielt die preußische Königin Sophie Dorothea. „Sei ruhig etwas forscher und nimm ihren Arm, wenn ihr die paar Schritte geht“, sagt Hauer zu Goebel.

„Ich zeig’s euch noch mal“

In der Halle unterhalb des Probenraums ist Choreografin Doris Marlis derweil zu einer weiteren Szene übergegangen. Leon van Leeuwenberg, der den französischen Dichter Voltaire spielt, singt mit dem Herrenensemble den Song „Bienvenue in Sanssouci“. „Ihr müsst etwas weiter hinten stehen, damit ihr nach vorn mehr Platz habt“, ruft Marlis den Darstellern zu, die gerade ihre Arme ein- und ausfädeln. „Ich zeig’s euch noch mal.“ Doris Marlis stoppt die Musik auf ihrem Handy, baut sich vor den Darstellern auf und zeigt ihnen die von ihr entwickelte Schrittfolge. Die Herren ziehen nach.

„Okay, noch ein weiteres Mal mit Musik“, fordert die Choreografin, die schon zahlreiche Musicals choreografiert hat. Nach der „Friedrich“-Premiere beginnen für sie direkt die Proben für „Marie Antoinette“ in Tecklenburg. Auf ein Musical, das im 18. Jahrhundert spielt, folgt ein weiteres Musical, das im selben Jahrhundert spielt. Vom preußischen Kartoffelkönig geht es zur wahrscheinlich bekanntesten Königin Frankreichs. „Wir machen 20 Minuten Pause, bevor wir dann mit der Verhaftung weitermachen“, kündigt Doris Marlis an, die nun in einem Ordner blättert und noch einmal Schrittfolgen mit Kevin Hudson durchspricht. Es scheint, als stünde allen Beteiligten noch ein Berg voll Arbeit bevor. Doch bis zur Premiere von „Friedrich – Mythos und Tragödie“ fließt noch viel Wasser die Havel hinunter.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".