„Mamma Mia!“ in Tecklenburg (Foto: Dominik Lapp)
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Erster Einblick: Ulrich Wiggers’ griechische Vision für „Mamma Mia!“

Die Freilichtspiele Tecklenburg feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und zeigen als erste deutsche Bühne eine freie Inszenierung von „Mamma Mia!“ unter freiem Himmel. Dafür konnten sie mit Ulrich Wiggers einen Regisseur gewinnen, der nicht nur ein regelmäßiger Gast an der Tecklenburger Bühne ist, sondern eine langjährige Beziehung zu dem Musical mit den Hits von ABBA hat. Bereits vor der Premiere sind fast alle der 30 Vorstellungen – inklusive zwei Zusatzshows – ausverkauft. Nachfrage und Erwartungen seitens des Publikums sind groß, ebenso die unbändige Lust der Mitwirkenden, ihr Baby endlich zur Welt bringen zu dürfen.

„Wir haben jetzt viereinhalb Wochen geprobt“, erzählt der Regisseur beim Treffen mit unserer Redaktion. Täglich habe es drei Probeneinheiten gegeben, auch an den Wochenenden. Diese intensive Vorbereitung ermöglichte es dem Ensemble, sich optimal auf die Premiere vorzubereiten, wie Wiggers im Interview betont: „Wir sind gut in der Zeit.“

Bühnenbild für „Mamma Mia!“ in Tecklenburg

Der gebürtige Oldenburger, der an der Folkwang Universität in Essen Schauspiel studiert hat, stand bei der deutschsprachigen Erstaufführung von „Mamma Mia!“ im Jahr 2002 noch selbst auf der Bühne und spielte den Bill im Hamburger Operettenhaus. Später übernahm er die Rolle in weiteren, auch internationalen Produktionen. Eine der größten Herausforderungen in Tecklenburg bestand für Wiggers darin, diesem Musical, das er selbst unzählige Male gespielt hat, eine frische Note zu verleihen.

Dabei war es ihm wichtig, sich von der Originalinszenierung zu lösen und eigene kreative Ideen einzubringen. „Es war sogar eine Vorgabe des Lizenzgebers, dass alles neu sein muss“, so Wiggers. Kein Problem für den erfahrenen Regisseur: „Ich durfte eine Menge Ideen haben, und die habe ich versucht reinzubringen.” Besonders die Visualisierung der griechischen Atmosphäre und der Einsatz von Statuen sind Teil seiner Interpretation.

Bühnenbild für „Mamma Mia!“ in Tecklenburg

Eine weitere Herausforderung einer Freilichtinszenierung ist das Licht im Sommer. „Im Theater ist alles dunkel, da kann man mit Licht arbeiten. Aber bei uns ist es um 20 Uhr noch taghell. Ich musste also viele Ideen für die Bilder haben, selbst während der Ouvertüre muss etwas passieren“, sagt der Kreativkopf. Das sei aber kein Problem gewesen, da ihm neben dem Ensemble auch die Sängerinnen und Sänger des Chores zur Verfügung stehen. Sie alle füllen schon während der Ouvertüre die Bühne mit Leben.

Weil er das Stück so gut kennt, brauchte Ulrich Wiggers bei den Proben nicht mal das Textbuch. „Ich kenne alle Texte auswendig und konnte immer alle korrigieren“, schmunzelt er. Weil das Stück im Sommer auf einer griechischen Insel spielt, wollte er den Fokus seiner Inszenierung stärker auf Griechenland legen. „Ich wollte einen eigenen Blick und es griechischer als das Original haben – deshalb auch die Statuen.“

Bühnenbild für „Mamma Mia!“ in Tecklenburg

Wenn er mit der Planung einer Inszenierung beginnt, arbeitet Ulrich Wiggers gern mit Bildern. Diese gibt er dann an Kostümbildnerin Fabienne Ank und Bühnenbildner Jens Janke weiter, damit sie eine Idee davon bekommen, was sich der Regisseur vorstellt. Um das griechische Flair über die Rampe zu bringen, hat Ank unter anderem Kostüme gestaltet, die an griechische Götter erinnern.

Janke hingegen verbringt seit vielen Jahren seinen Urlaub auf Kreta und konnte seine Urlaubseindrücke ins Bühnenbild einbringen. Im Zentrum steht ein weißes Gebäude mit blauen Türen und Fensterläden, wie es auch auf Santorin oder Kreta stehen könnte. Die altehrwürdigen Mauern der Tecklenburger Burgruine wirken wie Steinhäuser auf Rhodos. Schilder in griechischer Schrift weisen den Weg zum fiktiven Hafen und Strand sowie zu einer Taverne. Die Vision des Regisseurs, mehr griechische Atmosphäre zu schaffen, geht auf. Das Publikum darf sich davon schon bald selbst überzeugen.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".