„Wo ist Fred?“ in Bad Laer (Foto: Björn Kaisen)
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Für mehr Inklusion auf der Bühne: So wurde aus dem Film „Wo ist Fred?“ ein Musical

Lilli Zeifert und Patrick Hehmann verbindet eine gemeinsame Vision: Ein Musical zu erschaffen, das nicht nur unterhält, sondern auch gesellschaftlich relevante Themen aufgreift. Als Hehmann Zeifert Anfang 2024 kontaktierte, um sie als Co-Autorin für „Wo ist Fred?“ zu gewinnen, war sie sofort begeistert. „Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, ein Musical zu schreiben“, erzählt sie. „Patrick hat mich überzeugt – nicht nur mit seiner Idee, sondern auch mit seiner Musik.“

Dass Zeifert selbst körperlich behindert ist, machte sie zur perfekten Partnerin für das Projekt. Sie übernahm insbesondere die inhaltliche Ausarbeitung der Themen Inklusion und Gleichberechtigung – Aspekte, die dem Kreativteam besonders am Herzen liegen.

Komik des Films erhalten – eine Herausforderung  

„Wo ist Fred?“ basiert auf der gleichnamigen Filmkomödie mit Til Schweiger. Doch die Übertragung einer Filmgeschichte ins Musicalformat ist kein leichtes Unterfangen. „Es galt, die Komik der Filmvorlage zu erhalten, was auf der Bühne insbesondere in Sachen Slapstick schwieriger ist“, erklärt Patrick Hehmann. Darüber hinaus wurden einige Charaktere und Inhalte überarbeitet. Besonders die weiblichen Rollen wurden differenzierter gestaltet, um der heutigen Zeit gerecht zu werden.

Ein zentrales Anliegen war es, die Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit zu wahren. „Der Film wagte 2006 eine humoristische Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung“, so Hehmann. „Uns war es wichtig, diesem Thema auf der Musicalbühne mehr Raum zu geben und das Ende deutlich appellativer zu gestalten.“

„Wo ist Fred?“ in Bad Laer, Patrick Hehmann und Lilli Zeifert (Foto: Björn Kaisen)
Patrick Hehmann (links) und Lilli Zeifert (Mitte) bei der Premiere ihres Musicals in Bad Laer.

Inklusion auf und hinter der Bühne

Ein Musical, das sich mit Inklusion beschäftigt, sollte diese auch auf der Bühne leben. Für die Uraufführung in Bad Laer im Landkreis Osnabrück war es dem Team deshalb ein großes Anliegen, Menschen mit Behinderung in die Cast aufzunehmen. „Es war nicht einfach, geeignete Darsteller zu finden, die den Anforderungen eines Musicals gerecht werden“, gibt Zeifert zu. „Aber wir haben es geschafft und sind sehr froh darüber.“

Für Zeifert ist es essenziell, dass der Umgang mit Behinderung in unserer Gesellschaft lockerer und selbstverständlicher wird. „Viele haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Doch wenn man jedes Wort auf die Goldwaage legt, entsteht Unsicherheit. Unser Musical zeigt: Man kann das Thema humorvoll und respektvoll zugleich behandeln.“

Von Power-Songs bis Bond-Ballade

Musikalisch bewegt sich „Wo ist Fred?“ zwischen verschiedenen Genres – von Punk-Elementen bis hin zu Balladen. Patrick Hehmann, der mehr als 20 Jahre Erfahrung im Opern- und Musicalbereich hat, beschreibt seinen kreativen Prozess: „Das Stück sollte Tempo haben und Abwechslung bieten. Die Eröffnungsszene mit den Cheerleadern in der Max-Schmeling-Halle bot sich perfekt für eine energiegeladene Musicalszene an.“

Besonders spannend war die Entwicklung der Songs für die Hauptcharaktere. „Fred und Denise haben typische I-want-Songs – Fred sehnt sich nach einer Familie, Denise nach einem Sinn in ihrer Arbeit. Diese Motive haben wir musikalisch herausgearbeitet.“ Eine besondere Inspiration fand der Komponist beim Song „Ich war so blind“: „Als Lilli mir den Songtext vorlegte, wusste ich sofort, dass das Stück einen James-Bond-artigen Sound haben musste.“

„Wo ist Fred?“ in Bad Laer (Foto: Björn Kaisen)

Starbesetzung für das Album

Für die Studioaufnahmen des Albums konnten prominente Musicalgesichter gewonnen werden: Friedrich Rau übernahm die Rolle des Fred, Alexandra-Yoana Alexandrova wurde als Mara besetzt, Johanna Zett sang Denise und Thomas Hohler gab Ronny. „Jeder dieser Künstler wurde bewusst ausgewählt, weil ihre Stimmen perfekt zu den Charakteren passen“, betont Zeifert.  

So soll es weitergehen

Die Uraufführung in Bad Laer übertraf alle Erwartungen von Lilli Zeifert und Patrick Hehmann. „Es war die erfolgreichste Produktion der Spielschar“, berichtet Hehmann. „Zwölf zusätzliche Shows mussten angesetzt werden, weil die Nachfrage so hoch war. Alle Vorstellungen waren restlos ausverkauft.“

Nun soll das Musical wieder auf die Bühne kommen. „Wir stehen bereits in Verhandlungen“, verrät Zeifert. Ihr Kollege hofft indes, dass das Stück nicht nur das Publikum begeistert, sondern auch im Theaterbereich einen Impuls für mehr Inklusion gibt: „Menschen mit Behinderung auf der Bühne sichtbar zu machen, ist noch immer selten. Vielleicht kann unser Musical hier etwas in Bewegung setzen.“

Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.