Musical-Highlights 2023
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Das waren meine persönlichen Musical-Highlights 2023

Zum Jahresende blicke ich zurück auf die vergangenen zwölf Monate, in denen ich neben Konzerten, Shows, Sprechtheaterstücken, Opern und Operetten auch wieder einige Musicals gesehen habe. Insgesamt komme ich im Jahr 2023 auf 48 Musicalvorstellungen. Bei meiner persönlichen Top-13-Liste habe ich auf eine Gewichtung oder Platzierung verzichtet. Die Reihenfolge dieser Liste entspricht dabei der Reihenfolge, in der ich die Stücke besucht habe:

„Fast normal“ (Foto: Dominik Lapp)

„Fast normal“ in Magdeburg
Ein emotionales Meisterwerk, das tiefe Einblicke in das Innenleben einer Familie gibt. Die Inszenierung von Tobias Ribitzki am Theater Magdeburg verlieh diesem Musical eine einzigartige Note. Musikalisch bietet „Fast normal“ erstaunliche Kontraste. Das Stück schwankt zwischen Irrwitz und Tragik, die Songs wechseln ständig zwischen Höhen und Tiefen – dazu diese umwerfende Cast. Damit ließ es sich atemberaubend ins Musicaljahr 2023 starten.

„Once“ (Foto: Dominik Lapp)

„Once“ auf Tour
Mit dem Broadway-Castalbum von „Once“ konnte ich – genauso wie mit dem Film – nie viel anfangen. Auf der Bühne wollte ich mir das Stück aber trotzdem ansehen, weil ich gern neue Produktionen entdecke. Gute Entscheidung! Regisseur Gil Mehmert hat das Stück so emotional und puristisch auf die Bühne gebracht, dass es mich zutiefst berührt hat. Plötzlich hatte mich die Musik, die für mein Empfinden auf dem Broadway-Castalbum nur dahinplätschert, regelrecht in ihren Bann gezogen – genauso wie Hauptdarstellerin Lina Gerlitz.

„Fack ju Göhte“ (Foto: Nico Moser)

„Fack ju Göhte“ auf Tour
Was habe ich diese energiegeladene Bühnenadaption des gleichnamigen Films schon in München geliebt! Die Tour konnte nahtlos daran anschließen. Die packende Musik, die humorvollen Szenen, die einfallsreiche Inszenierung von Christoph Drewitz und die dynamische Choreografie von Jonathan Huor sowie die atemberaubend gute Cast konnten mich vollends begeistern.

„Der Diamantenherzog und das brennende Schloss“ (Foto: Marc Stantien, www.stantien.de)

„Der Diamantenherzog und das brennende Schloss“ in Braunschweig
Ein einzigartiges Musical, das in Braunschweig zum Leben erweckt wurde – mit vielen Parallelen zu „Hamilton“. Für mich war es eine riesengroße Überraschung, dass man an einem Staatstheater solch eine Uraufführung stemmte, bei der ein historischer Stoff mit Rap, Hip-Hop und anderen modernen Klängen vertont wurde. Schade, dass viel zu wenig Menschen von diesem Musical erfahren habe, das nun wohl aufgrund seines Brauschweiger Lokalkolorits für immer in der Versenkung verschwunden ist.

„Hamilton“ (Foto: Dominik Lapp)

„Hamilton“ in Hamburg
Streng genommen war „Hamilton“ schon eines meiner Highlights im Jahr zuvor. Aber weil es mich so sehr begeistern konnte, folgten 2023 Wiederholungsbesuche. Dieses bahnbrechende Musical, das die Gründerväter Amerikas auf innovative Weise porträtiert, ist für mich pure Perfektion. Mitreißend von der ersten bis zur letzten Minute. So etwas dürften wir so schnell nicht mehr auf einer Musicalbühne in Deutschland zu sehen bekommen.

„Parade“ (Foto: Dominik Lapp)

„Parade“ in Regensburg
Die lange Reise nach Regensburg hatte sich mehr als gelohnt – doch fast wäre die Vorstellung wegen einer Erkrankung des Hauptdarstellers ausgefallen. Aber Christian Fröhlich ist kurzerhand eingesprungen und schuf Unglaubliches, indem er die Rolle innerhalb von 22 Stunden einstudierte. „Parade“ liefert ein kraftvolles Drama, das historische Ereignisse aufgreift, musikalisch brillant ist und perfekt inszeniert wurde.

„Mozart!“ (Foto: Dominik Lapp)

„Mozart!“ in Tecklenburg
Ich habe nie verstanden, warum „Mozart!“ nicht aus dem Schatten von „Elisabeth“ herausgekommen ist. Das Stück ist großartig, hat wundervolle Musik und erzählt fabelhaft die wechselhafte Lebensgeschichte des Komponisten, der mich seit meiner Kindheit in seinen Bann gezogen hat. Die beeindruckende Bühne in Tecklenburg war eine starke Kulisse für „Mozart!“ und Ulrich Wiggers der perfekte Regisseur für eine Neuinszenierung, die mich mit ihren vielen neuen Sichtweisen und Interpretationen restlos begeistert hat.

„Sunset Boulevard“ (Foto: Dominik Lapp)

„Sunset Boulevard“ in Heidelberg
Generell gehört „Sunset Boulevard“ für mich zu den besten Musicals von Andrew Lloyd Webber. Wenn es dann noch musikalisch so opulent und inszenatorisch so gelungen auf die Bühne gebracht wird wie am Theater Heidelberg, ist es ein wahrer Genuss!

„Mata Hari“ (Foto: Dominik Lapp)

„Mata Hari“ in München
Was für eine Show! Ich erinnere mich noch gut, dass ich in der Vorstellung saß und die ersten 20 Minuten überlegt habe, ob ich das Stück komplett seltsam oder megaklasse finde. Aber nachdem ich das Konzept verstanden und mich darauf eingelassen hatte, habe ich den Abend innerlich richtig gefeiert – und die beiden Hauptdarstellerinnen: Florine Schnitzel und Ann Sophie Dürmeyer, die ich an diesem Abend beide zum ersten Mal auf einer Bühne gesehen habe und atemberaubend fand.

„Der Mann, der Sherlock Holmes war“ (Foto: Dominik Lapp)

„Der Mann, der Sherlock Holmes war“ in Bielefeld
Ein Stück, das viel zu selten gespielt wird und schon lange auf meiner Wunschliste stand. Endlich konnte ich es sehen – und wurde nicht enttäuscht. Nach „Mata Hari“ mein zweites Musical in diesem Jahr von Marc Schubring, den ich für einen der besten deutschen Musical-Komponisten halte. Ein spannendes Musical, das im Umfeld des berühmten Meisterdetektivs Sherlock Holmes spielt.

„1648 - Macht. Liebe. Intrige.“ (Foto: Dominik Lapp)

„1648 – Macht. Liebe. Intrige.“ in Osnabrück
Ein geschichtsträchtiges Musical, das die Verhandlungen des Westfälischen Friedens auf spannende Weise darstellt. Zwar hat das Buch einige Längen, erzählt aber dennoch eine interessante Geschichte. Zudem ist die Musik von Florian Albers großartig. Außerdem hat mich beeindruckt, wie dieses Herzensprojekt mit geringen Mitteln mit einer durchweg starken Cast auf die Bühne gebracht wurde. Dass das Werk in Osnabrück, also am Originalschauplatz, zur Uraufführung gebracht wurde, war die Kirsche auf der Sahne. Hier wurde Geschichte lebendig!

„Sweeney Todd“ (Foto: Dominik Lapp)

„Sweeney Todd“ in Osnabrück
Musikalisch bietet „Sweeney Todd“ nicht nur wirkungsvolle Horrormusik und kirchenmusikalische Zitate, sondern vielfältigste Orchesterfarben. Wenn das geniale Werk von Stephen Sondheim dann noch so leidenschaftlich und intelligent auf die Bühne gebracht wird wie am Institut für Musik in Osnabrück, muss es selbstverständlich zu meinen Höhepunkten im Jahr 2023 zählen.

„Chess“ (Foto: Dominik Lapp)

„Chess“ in Oldenburg
Ich bin mit „Chess“ nie richtig warm geworden – außer mit der Musik. Aber das Buch ist wirklich extrem schwach. Dass es trotzdem zu meinen Highlights 2023 gehört, liegt an der fantastischen Inszenierung von Andrea Schwalbach am Oldenburgischen Staatstheater sowie an der starken Cast, aus der insbesondere Ann Sophie Dürmeyer hervorstach – meine persönliche Neuentdeckung, die mich schon in „Mata Hari“ mitreißen konnte.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".