Fulminantes Spektakel: „3 Musketiere“ in Meppen
Diesen Sommer verwandelt sich die Freilichtbühne Meppen in einen Schauplatz voller Abenteuer, Intrigen und Heldentaten. Das Musical „3 Musketiere“ von Rob und Ferdi Bolland (Musik) und André Breedland (Buch) begeistert in der Neuinszenierung von Intendantin Iris Limbarth, die in Personalunion für Regie und Choreografie verantwortlich zeichnet, auf ganzer Linie.
Allein wegen des optischen Erlebnisses muss man diese Produktion gesehen haben. Die Kostüme von Heike Korn sind eine wahre Augenweide. Ob nun die Kostüme von Milady de Winter, die mal Kleid und mal Hosen trägt, die rot strahlende Robe des Kardinals Richelieu, die Uniformen der Musketiere oder die Kleider des Königspaares – alles ist sehr opulent und detailliert gestaltet, so dass die Charaktere exzellent unterstrichen werden und das Publikum in die Epoche der Handlung eintauchen kann.
Auch das Bühnenbild von Britta Lammers ist kongenial und harmoniert wunderbar mit den Bäumen des Esterfelder Forstes im Hintergrund. Eine Häuserfront nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in das Frankreich des 17. Jahrhunderts. Links die Rue de Vaugirard, rechts die Hafenstadt La Rochelle, dazwischen Straßenzüge, Dächer und eine Treppenkonstruktion mit repräsentativer Balustrade, die – um 180 Grad gedreht – auf der Rückseite eine dunkelblaue Tapete mit goldenen Ornamenten in Form der französischen Lilie zeigt, um den Königspalast von Ludwig XIII. anzudeuten.
Für Umbauten werden sieben rollbare Versatzstücke verwendet, die wahlweise zu einem Theatervorhang zusammengeschoben werden können oder auf der Rückseite eine kunstvolle Pariser Szenerie zeigen. Ein Highlight ist aber das Schiff für D’Artagnans Überfahrt von Frankreich nach England, das in Verbindung mit dem stimmigen Lichtdesign und Bühnennebel sehr effektvoll zur Geltung kommt.
Das Buch von André Breedland (Deutsche Dialoge: Ruth Deny, deutsche Songtexte: Wolfgang Adenberg) bleibt der klassischen Geschichte von Alexandre Dumas treu und bereichert sie zugleich mit neuen Facetten, hat aber auch seit der Uraufführung im Jahr 2003 seine Längen. Zwar wurde „3 Musketiere“ über die Jahre hinweg immer wieder überarbeitet und gekürzt, aber in Meppen kommt eine lange Fassung zur Aufführung, in der Constances einst gestrichenes Solo „Gott lächelt uns zu“ dabei ist und Richelieus schon vor Jahren gekürzte Rocknummer „Glaubt mir“ wieder in voller Länger zu Gehör kommt.
Die Längen des Buches umschifft Iris Limbarth glücklicherweise so gut wie möglich mit einer logischen und stringenten Personenführung sowie einer dynamischen Choreografie. Die Auseinandersetzungen zwischen D‘Artagnan und seinen Freunden mit den Schergen Richelieus werden außerdem in klirrenden Degengefechten ausgetragen, für die Jan-Philip Hilger eine sehenswerte Kampfchoreografie entwickelt hat.
In der Rolle des D’Artagnan überzeugt Jörn Tallen mit jugendlicher Energie und charismatischem Spiel, aber auch mit klangschöner Stimme. Sein Zusammenspiel mit den Musketieren Athos (Kai Rupek), Porthos (Florian Lake) und Aramis (Thomas Hüstermann) ist von einer beeindruckenden Chemie geprägt – hier hat sich ein glaubwürdiges Freundesquartett gefunden!
Besonders hervorzuheben ist die Darstellung von Leonard Linzer als skrupelloser Kardinal Richelieu, dessen Präsenz und Stimme die Bühne beherrscht. Julia Felthaus als Milady de Winter verkörpert die Intrigantin mit faszinierender Intensität und hinterlässt gesanglich einen bleibenden Eindruck.
Heike Wösten als Königin Anna und Thomas Lake als König Ludwig XIII. bilden das royale Paar mit Anmut und Würde, während Deborah Pante als Constance mit warmer Stimme und berührender Darstellung punktet. Als Rochefort und Lord Buckingham haben Oliver Schulte und Frank Hildebrandt zwar kleinere Rollen, können in diesen aber genauso überzeugen und den Spannungsbogen der Geschichte verstärken. Gleiches gilt für Jay Kampmeier als James und Wiebke Billek als Conférencier, die aus ihren kleinen Parts das Optimum herausholen.
Während der Gesang (Musikalische Leitung: Jason Weaver) in Meppen selbstverständlich live ist, kommt die Musik lediglich aus der Konserve, wurde aber zuvor von Musikerinnen und Musikern des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden eingespielt, was dementsprechend qualitativ hochwertig klingt. Durch die hervorragende Tonabmischung wird hier ein perfektes Klangerlebnis geboten, bei dem die leiseren Töne von Rob und Ferdi Bollands Musik genauso herrlich klingen wie die krachenden Rocknummern.
Insgesamt erweist sich das Musical „3 Musketiere“ auf der Freilichtbühne Meppen als fulminantes Spektakel. Die Kombination aus erstklassiger Musik, einer packenden Geschichte, grandiosen Darstellungen und einer kreativen Ausstattung macht diesen Abend zu einem unvergesslichen Ereignis.
Text: Dominik Lapp