„A Christmas Carol“ in Pforzheim (Foto: Sabine Haymann)
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Mit Herz und Humor: „A Christmas Carol“ in Pforzheim

Mit der deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals „A Christmas Carol“ gelingt dem Theater Pforzheim ein herzerwärmender Auftakt in die Adventszeit. Die bekannte Geschichte nach Charles Dickens entfaltet als Musical von Alan Menken (Musik), Lynn Ahrens (Buch und Songtexte) und Mike Ockrent (Buch) unter der temporeichen Regie von Markus Hertel humorvolle und bewegende Magie.

Markus Wessiack gibt den hartherzigen Ebenezer Scrooge mit beeindruckender Wandlungsfähigkeit. An seiner Seite begeistern Joanna Lissai als Geist der vergangenen Weihnacht, Bernhard Meindl als Geist der heutigen Weihnacht und Jina Choi, die als Geist der zukünftigen Weihnacht mit einer Mischung aus Schauer und Eleganz überzeugt. Besonders gruselig und zugleich unterhaltsam gestaltet sich der Auftritt von Santiago Bürgi als Jacob Marley, begleitet von blitzendem Donner und einem Ensemble tanzender Skelette.

Die energiegeladene Choreografie von Mar Rodriguez Valverde wird vor allem beim Weihnachtsfest der Familie Fezziwig zu einem Höhepunkt. Hier sorgen Leopold Bier und Lilian Huynen als charmantes Ehepaar für ausgelassene Stimmung, während auch die restliche Besetzung, darunter besonders Ingo Wagner und Franziska Fait als Bob und Mrs. Cratchit, mit warmherzigem Spiel und Gesang beeindruckt.

Die Musik klingt unverkennbar nach der Handschrift von Alan Menken und erweist sich als ebenso abwechslungsreich wie mitreißend. Menken schöpft hier aus einer Vielzahl musikalischer Quellen, lässt Polka genauso aufblitzen wie temperamentvolles Feuer bis hin zu märchenhaften Balladen, wie er sie für zahlreiche Disney-Produktionen geschrieben hat. Das Orchester unter der Leitung von Philipp Haag lässt die eingängigen Melodien jederzeit erstrahlen.

Die Texte von Lynn Ahrens wurden von Frank Thannhäuser und Iris Schumacher mit großer Sorgfalt ins Deutsche übertragen. Die Übersetzung wirkt flüssig und nahbar, wodurch sie die Emotionen und den erdigen Charme des Originals gekonnt einfängt.

Erwin Bode schafft mit seinem Bühnenbild eine liebevoll gestaltete Kulisse, die Straßenzüge des viktorianischen Londons und detailreiche Innenräume zeigt, ergänzt durch prächtige Kostüme (ebenfalls von Bode), die das historische Ambiente perfekt einfangen.

Bereits im Jahr 1994 uraufgeführt, erscheint es geradezu unglaublich, dass bis zur deutschsprachigen Erstaufführung von „A Christmas Carol“ 30 Jahre vergangen sind. So bleibt zu hoffen, dass sich künftig mehr Theater hierzulande diesem mit Herz und Humor versehenen Werk annehmen werden – allein die fantastische Musik von Alan Menken ist es wert!

Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.