Farbenfrohes Abenteuer: „Alice im Wunderland“ in Osnabrück
Osnabrück steht dieses Jahr im Zeichen des Wunderlands. Nachdem das Institut für Musik mit „Alice by Heart“ eine moderne Interpretation von Lewis Carrolls berühmter Erzählung auf die Bühne gebracht hat, zieht nun das Theater Osnabrück mit dem Familienstück „Alice im Wunderland“ nach, das Groß und Klein gleichermaßen in seinen Bann zieht. Das Werk von Jan Bodinus, basierend auf Carroll, überzeugt mit kreativen Kostümen, beeindruckender Bühnentechnik und einer musikalischen Untermalung, die die zauberhafte Atmosphäre perfekt einfängt.
Von Beginn an entführt die Inszenierung von Marcelo Diaz das Publikum in eine magische Welt. Ausgangspunkt ist die Küche von Cecilia, wo Alice dem hektischen weißen Kaninchen in ein geheimnisvolles Loch folgt. Dank der clever eingesetzten Videotechnik wird der Übergang ins Wunderland zu einem visuellen Highlight: Alice fällt scheinbar ins Bodenlose, schrumpft auf Miniaturgröße oder wächst zu gigantischer Gestalt heran.
Diese Effekte, kombiniert mit einem fantasievollen Bühnenbild (Anja Fuhrmann), schaffen eine fesselnde Illusion: Von der schwarzweißen Küche aus geht es ins knallbunte Wunderland, wo die Miniatur-Alice in einer Teetasse über das Tränenmeer schippert, vor einem überdimensionalen Pilz steht oder beim Hutmacher an seiner riesigen Teetafel Platz nimmt.
Das Ensemble zeigt sich in Höchstform und begeistert mit Spielfreude und Vielseitigkeit. Sonja Giesecke verleiht Alice die perfekte Mischung aus Neugier und Lebendigkeit, während Amaru Albancando als quirliges weißes Kaninchen für viele Lacher sorgt. Monika Vivell glänzt in gleich drei Rollen – als Cecilia, Blumenkönigin und Herzkönigin – mit beeindruckender Bühnenpräsenz und Spielfreude. Cora Kneisz wechselt mühelos zwischen Grinsekatze, Suppenschildkröte und Schlafmaus und sorgt damit für abwechslungsreiche Szenen. Auch Emil Schwarz und Saba Baghaei überzeugen in ihren fantasievollen Rollen, etwa als exzentrischer Hutmacher oder als Spielkarte.
Die von Anja Fuhrmann entworfenen Kostüme unterstreichen die Wandlungsfähigkeit der Schauspielerinnen und Schauspieler. Jede Figur ist ein visuelles Kunstwerk, das die Bühne in ein farbenfrohes Spektakel verwandelt. Besonders gelungen ist die Herzkönigin, die als Schachfigur dargestellt wird. Aber auch die Raupe auf ihrem Pilz, die Spielkarte oder das Kostüm des Hutmachers sind äußerst sehenswert.
Ein weiterer Höhepunkt der Inszenierung ist die Musik von Jannis Kafka. Die eingängigen Melodien und stimmungsvollen Texte tragen dazu bei, die Magie des Wunderlands zu transportieren und die Handlung lebendig zu machen, ohne das junge Publikum zu überfordern. Und so bietet „Alice im Wunderland“ Unterhaltung auf höchstem Niveau – nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die an den kreativen Details und technischen Raffinessen ebenfalls ihre Freude haben dürften.
Text: Dominik Lapp