„Anything Goes“ in Magdeburg (Foto: Nilz Böhme)
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Glamour, Humor und Herz: „Anything Goes“ in Magdeburg

Das Theater Magdeburg hat mit „Anything Goes“ ein echtes Broadway-Juwel auf die Bühne gebracht, das trotz seines Alters frisch und mitreißend daherkommt. Die Neuinszenierung unter der Regie und Choreografie von Melissa King glänzt nicht nur mit ihrem Tempo und Witz, sondern vor allem mit einer perfekt abgestimmten Balance aus Nostalgie und Modernität. Dank der neuen deutschen Übersetzung von Roman Hinze und Niklas Wagner, die charmant und voller pointierter Dialoge ist, erreicht das Stück ein Publikum weit über die Liebhaber des klassischen Musicals hinaus.

Pawel Poplawski führt die Magdeburgische Philharmonie mit sicherer Hand durch Cole Porters mitreißende Partitur. Die Musik entfaltet sich mit einer Leichtigkeit, die genau den swingenden Geist der Dreißigerjahre einfängt. Besonders beeindruckend ist das präzise Zusammenspiel von Orchester und Ensemble, das die temporeichen Tanznummern perfekt stützt und gleichzeitig die emotionaleren Momente unterstreicht.

Melissa King gelingt es, das leichtfüßige Chaos auf der Bühne in kunstvoller Ordnung zu präsentieren. Besonders hervorzuheben sind die Stepptanznummern, die in ihrer Dynamik und Perfektion selten geworden sind. Endlich wird in einem Musical wieder mit solcher Hingabe gesteppt! Ob opulente Ensemble-Choreografien oder die witzigen Momente in den intimeren Szenen – die Inszenierung sprüht vor Energie und Esprit.

Das Bühnenbild von Knut Hetzer setzt auf eine beeindruckend gestaltete Schiffskulisse, die den Glamour der Reise mit einem Hauch von Vergänglichkeit verbindet. Der leicht verrostete Look des Ozeandampfers symbolisiert subtil die Abgründe hinter der oberflächlichen Leichtigkeit der High Society. Judith Peters Kostüme sind ein weiteres Highlight: Die farbenfrohen, detailverliebten Kreationen spiegeln die Eleganz und Extravaganz der Dreißiger wider, ohne dabei überladen zu wirken.

Die Darstellerinnen und Darsteller bringen nicht nur großartige Stimmen mit, sondern überzeugen auch schauspielerisch und tänzerisch. Sophie Berner als Reno Sweeney ist eine Wucht. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme, ihrem trockenen Humor und ihrem tänzerischen Können trägt sie die Show mit Leichtigkeit.

Elvire Beekhuizen gibt Hope Harcourt eine erfrischend moderne Note, ohne ihre klassische Anmut zu verlieren. Undine Dreißig glänzt als Evangeline Harcourt mit komödiantischem Timing, Benjamin Sommerfeld ist als Lord Evelyn Oakleigh schlicht köstlich. Seine Mischung aus britischem Understatement und verschmitztem Humor macht ihn zur heimlichen Lieblingsfigur.

Jörn-Felix Alt als Billy Crocker beeindruckt mit jugendlichem Charme und seiner warmen Stimme, Tom Zahner spielt den schlitzohrigen Moonface Martin mit augenzwinkernder Leichtigkeit, während Samantha Turton als Erma mit ihrer frechen, energiegeladenen Darstellung und ihrem Gesang das Publikum begeistert. Manfred Wulfert als Elisha Whitney bringt die Rolle des exzentrischen Geschäftsmanns humorvoll und stimmig auf den Punkt.

Mit „Anything Goes“ hat das Theater Magdeburg eine Produktion geschaffen, die nicht nur Fans des klassischen Musicals begeistert, sondern auch neue Zuschauergruppen ansprechen dürfte. Dank einer durchdachten Inszenierung, einem starken Ensemble und einer liebevollen Umsetzung von Bühne und Kostümen ist dieser Abend eine echte musikalische Kreuzfahrt – mit reichlich Glamour, Humor und Herz. Unbedingt ansehen!

Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.