Kurzweilige Kinderunterhaltung: „Bibi Blocksberg – Alles wie verhext“ auf Tour
Nicht als Hörspiel, sondern auf der Bühne muss auch die kleine Hexe Bibi Blocksberg erfahren, dass es Tage gibt, an denen einfach alles schiefläuft. Im neuen Musical „Bibi Blocksberg – Alles wie verhext“ wird nun auf der Bühne fortgeführt, was im Jahr 1980 als Hörspielreihe von Elfie Donnelly begann, die mittlerweile 141 Folgen zählt.
Auf der Bühne ist es mittlerweile das fünfte Abenteuer, das Marcell und Tiffany Gödde seit 2003 geschrieben haben. Bei der besuchten Vorstellung im westfälischen Halle zeigt sich schnell, dass die Kinderunterhaltungsmarke „Bibi Blocksberg“ selbst nach 42 Jahren nichts an Faszination eingebüßt hat und die jüngste Generation genauso mitreißt wie deren Eltern und Großeltern.
Im Publikum sitzen als Hexen verkleidete Mädchen, teilweise mit leuchtenden Zauberstäben, um das neueste Hexenabenteuer zu sehen. Darin erlebt die Titelheldin einen Tag, an dem einfach alles schiefläuft: Es gibt Stress zu Hause und in der Schule. Abends steht allerdings ein besonderes Erlebnis bevor, denn die junge Hexe soll mit ihrer Mutter Barbara und Oma Grete das Feuer zur Walpurgisnacht auf dem Blocksberg entzünden – doch auch dort will nichts so richtig funktionieren.
Marcell und Tiffany Gödde haben die rund anderthalbstündige Story kindgerecht aufbereitet. Optisch unterstützt wird dies durch ein wandelbares Bühnenbild, das im ersten Akt das Haus der Blocksbergs und Bibis Schule und im zweiten Akt den Blocksberg zeigt.
Wie es sich für ein Kindermusical gehört, durchbricht Bibi (Nicole Straßer) häufig die vierte Wand und wendet sich direkt ans Publikum, was insbesondere von den Kindern sehr gut angenommen wird. Aber auch die Lehrerin Frau Müller-Riebensehl (Sarah Klose) interagiert mit dem Publikum und fordert es zur Gymnastik auf, was bei Groß und Klein gleichermaßen für Belustigung sorgt.
Martin de Vries hat für das Stück eingängige Popsongs geschrieben, die zwar leider nur aus der Konserve kommen, aber ihre Wirkung nicht verfehlen. Ob für die Gute-Laune-Songs, zu denen Cassia Kürten einfache Choreografien entwickelt hat, oder die stimmigen Balladen – für die Gesangsnummern gibt es viel Applaus von den Kindern, die schließlich als das ehrlichste Publikum der Welt gelten.
Durchweg überzeugen kann Nicole Straßer als Bibi mit ihrem authentischen Schauspiel und einer geschmeidigen Gesangsstimme. Die Titelrolle nimmt man Straßer zu jeder Sekunde ab. Auch Nadine Kühn enttäuscht nicht als Barbara Blocksberg und improvisiert sogar gekonnt den Ausfall ihres Mikroports, bei dem sie kurzzeitig auf ein Handmikrofon ausweichen muss.
Anke Jansen sind die entscheidenden Charaktermerkmale und Aussagen von Karla Kolumna („Hallöchen! Tschüsselchen! Sensationell!“) geradezu in Fleisch und Blut übergegangen, so dass sie als Neustadts rasende Reporterin authentisch wirkt. Ihren Rollen vollends gerecht werden außerdem Viola Brdon als Oma Grete und Sarah Klose in der Doppelrolle als Frau Müller-Riebensehl und Oberhexe Walpurgia. Neben all den starken Frauen hat es Philip Brdon als Bernhard Blocksberg nicht leicht und bleibt in seiner Rolle schauspielerisch wie gesanglich blass.
Insgesamt verspricht „Bibi Blocksberg – Alles wie verhext“ einen kurzweiligen und kindgerechten Nachmittag mit eingängiger Musik, einer witzigen Geschichte und einer liebevollen Inszenierung (Regie: Tiffany Gödde), so dass nicht nur die Kleinsten ihren Spaß an diesem Musical haben.
Text: Dominik Lapp