
Ein rauschendes Vergnügen: „Catch me if you can“ in Bremerhaven
Ein Hoch auf das Gaunergenie! Das Stadttheater Bremerhaven bringt mit „Catch me if you can“ ein Musical auf die Bühne, das nicht nur durch seine spannende Geschichte, sondern auch durch die schmissige Musik von Marc Shaiman und eine grandiose Inszenierung von Till Nau überzeugt. Die Story des jungen Hochstaplers Frank Abagnale Jr., der mit Charme, Intelligenz und Wagemut die ganzen USA zum Narren hält, wird als TV-Show erzählt – so wie es das Buch von Terrence McNally vorsieht, was sich als Geniestreich erweist.
Im Zentrum steht Tobias Bieri als Frank Abagnale Jr. Er gibt den Trickbetrüger als sympathischen Tausendsassa mit gewinnendem Lächeln, unwiderstehlichem Charme und einer strahlenden Stimme, die sich von der ersten bis zur letzten Note ins Ohr und Herz des Publikums singt. Sein Gegenspieler, FBI-Ermittler Carl Hanratty, wird von Frank Winkels mit herrlich knorrigem Humor und beeindruckendem stimmlichen Ausdruck verkörpert – ein Bilderbuch-Agent, der zwischen Verbissenheit und väterlicher Zuneigung für seinen Widersacher changiert. Celena Pieper als Brenda Strong überzeugt ebenfalls mit einer starken Bühnenpräsenz und mitreißendem Gesang, insbesondere in ihrem bewegenden Solo im zweiten Akt, für das sie verdient starken Applaus erhält.

Die weiteren Rollen sind ebenso glänzend besetzt. So fügt sich beispielsweise Andrew Irwin als Frank Abagnale Sr. nahtlos in das Geschehen ein, außerdem geben MacKenzie Gallinger (Cod) und Róbert Tóth (Branton) als FBI-Ermittler-Duo grandiose Sidekicks ab, die im Zusammenspiel mit Frank Winkels außerordentlich gut gefallen. Dazu kommt ein erstklassiges Musical-Ensemble mit Ramona Helder, Nadja Kilchherr, Verena Kollruss, Valerio Croce und Stefan Preuth, das die Bühne – vor allem in den von Till Nau wunderbar choreografierten Tanzszenen – mit Energie und Leidenschaft füllt.
Lukas P. Wassmanns Bühnenbild setzt auf Funktionalität und Wirkung: Im Zentrum thront eine große Showtreppe wie aus einer Fernsehproduktion. Vorhänge, die sich heben und senken, lassen immer neue Szenen erscheinen, so dass der Wechsel zwischen Miami, New Rochelle, New York City, Los Angeles, Atlanta und New Orleans fließend funktioniert. Wenige, aber gezielt eingesetzte Möbelstücke ergänzen die mühelosen Ortswechsel und lassen mal das Wohnzimmer der Abagnales, ein Restaurant, Hanrattys FBI-Büro, ein Hotelzimmer oder den Flughafen von Miami entstehen. Die Kostüme (ebenfalls von Wassmann) fangen zudem das Flair der Sechzigerjahre perfekt ein.

Was „Catch me if you can“ auch besonders macht, ist die Musik, die sich durch ihren jazzigen Big-Band-Sound auszeichnet. Besonders prägend sind die üppigen Bläserarrangements und der mitreißende Rhythmus, die dem Musical ein glamouröses und oft showartiges Flair verleihen. Neben den dominierenden Swing-Elementen finden sich rockige Passagen, gefühlvolle Balladen und energiegeladene Ensemblenummern, die für musikalische Abwechslung sorgen.
Die Songs (Übersetzung: Wernker Sobotka) sind dabei nicht nur unterhaltsam, sondern auch erzählerisch stark, da sie die Handlung vorantreiben und die Gedankenwelt der Figuren reflektieren. Diese stilistische Vielfalt ist typisch für Komponist Marc Shaiman, der zusammen mit Texter Scott Wittman bereits mit „Hairspray“ bewiesen hat, wie eingängige Melodien und lebendige Arrangements ein Musical prägen können. Unter der Musikalischen Leitung von Davide Perniceni groovt und swingt das Orchester durch die jazzigen Songs, die das Publikum sofort in die Welt des schlitzohrigen Hochstaplers hineinziehen.
Naus Inszenierung ist temporeich, voller Witz und dennoch mit feiner Personenzeichnung versehen. Jede Szene bringt neue Überraschungen, hält bei dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Frank und Hanratty die Spannung hoch und sorgt abwechselnd für genauso heitere wie spannende Momente. So beweist das Stadttheater Bremerhaven mit dieser Produktion einmal mehr, dass großes Musical auch abseits der ganz großen Bühnen glänzen kann. „Catch me if you can“ ist ein rauschendes Vergnügen und eine Show, die man nicht verpassen sollte!
Text: Dominik Lapp
