Westernparodie: „Der letzte Ritt nach San Fernando“ in Hamburg
Ein neues Musical, das im vergangenen Jahr uraufgeführt wurde, ist jetzt zurück im Hamburger Schmidt Theater und sorgt dort für Spaß und gute Laune: „Der letzte Ritt nach San Fernando“ ist eine herrliche Westernparodie für zwei Personen und verspricht mit einer grandiosen Carolin Fortenbacher und einem bestens aufgelegten Nik Breidenbach einen kurzweiligen Abend.
Nachdem die Charaktere des Stücks – alle exzellent gespielt von Fortenbacher und Breidenbach – in einem auf ein Bettlaken projizierten Schwarzweiß-Film vorgestellt wurden, verwandelt sich die Bühne in eine hübsche Westernkulisse im Comic-Stil. Hier erzählt das Buch von Nik Breidenbach, Henning Mehrtens und Andreas Bierkamp eine witzige Geschichte in der Westernstadt San Fernando, in der nur noch der Sheriff, ein Koch, eine Barsängerin und die Puffmutter leben. Als ein namenloser Revolverheld auftaucht, wird’s turbulent – und eine Schatzkarte spielt auf einmal eine Rolle.
Nik Breidenbach erweist sich in dieser Produktion als wahrer Tausendsassa. So zeichnet er neben dem Buch auch für die Bühnen- und Kostümideen verantwortlich, die von Florian Bänsch und Mathias Letzel (Bühne) sowie Michael Kauper (Kostüme) sehr gut umgesetzt wurden. Seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit beweist er gleich in mehreren Rollen. Ein Highlight dabei ist seine divenhaft gespielte Puffmutter Delilah, die mit lilafarbener Comic-Turmfrisur und einem farblich dazu passenden Kleid dem Revolverhelden Big Nightenbach mit starker Stimme einen Song widmet.
Auch Carolin Fortenbacher überzeugt auf ganzer Linie mit ihrer Vielseitigkeit. Insbesondere als Barsängerin Caro Coquette fesselt sie mit rauchiger Country-Stimme und schönen Koloraturen. Wahre Lachsalven entlockt das Duo dem Publikum mit dem Song „Summerwine“, bei dem sich beide mit Wein betrinken und immer mehr im Alkoholrausch abstürzen, bis sie nur noch lallen. In jeder gemeinsamen Szene ist spürbar, wie gut dieses Gespann nach ihrer Zusammenarbeit in „Oh Alpenglühn!“ und „Entführung aus dem Paradies“ funktioniert.
Musikalisch erzählt wird das alles mithilfe eines breit gefächerten Songkatalogs (aus der Konserve), der Lieder wie „Ring of Fire“ von Johnny Cash oder „Cotton Eye Joe“ von Rednex, vor allem aber eine Reihe von Musicalsongs beinhaltet. So kommen Nummern aus „Cats“, „Elisabeth“, „Rebecca“ und „Jekyll & Hyde“ mit teilweise veränderten Texten zu Gehör. Carolin Fortenbacher darf nach ihrem „Mamma Mia!“-Engagement zudem noch einmal „Money, Money, Money“ singen.
Schmidt-Chef Corny Littmann hat die Story sehr stimmig und witzig inszeniert, lässt seinen Akteuren dabei Freiraum zur Improvisation und beweist ein gutes Händchen für Timing in einem Geflecht aus Wortspielen, Anspielungen und einer herrlichen Leichtigkeit. Wie Carolin Fortenbacher und Nik Breidenbach spontan auf kleinere Pannen reagieren und improvisieren, wenn der Reißverschluss eines Kleids klemmt oder sich eine Perücke verabschiedet, lässt das Publikum vor Lachen toben!
Text: Dominik Lapp