Musikalisch schwungvoll: „Die Fledermaus“ in Osnabrück
Sie gilt als Höhepunkt der Goldenen Operettenära und nebenbei wohl auch als einer der größten österreichischen Exportschlager – Johann Strauss‘ Operette „Die Fledermaus“ mit den eingängigen und vor Ironie strotzenden Texten von Karl Haffner und Richard Genée. Das Theater Osnabrück zeigt die berühmte Strauss-Operette jetzt in einer werkgetreuen, jedoch recht unspektakulären Inszenierung von Eike Ecker.
Neben „Der Zigeunerbaron“ und „Eine Nacht in Venedig“ zählt „Die Fledermaus“ zu den drei berühmtesten Operetten von Johann Strauss, die gern zu Silvester und Karneval gespielt wird. Das Werk versprüht Champagnerlaune, ist eine große Maskerade und mit seiner schwungvollen Musik ein Stimmungsgarant. Die Inszenierung von Eike Ecker wird dem Stück zwar gerecht, ist insgesamt aber doch etwas zu wenig schwungvoll.
Sehenswert ist beispielsweise die große Ballszene, weil es illustre Gäste wie Amelia Earhart, Albert Einstein, Marlene Dietrich und Charlie Chaplin zu entdecken gilt. Dennoch verpufft die Szene in ihrer Farblosigkeit, woran auch die bunten Bilder im Hintergrund nichts ändern. Für eine Operette wie „Die Fledermaus“ hätte man sich hier mehr Farbe, mehr Glitter und Glanz, mehr Opulenz, Prunk und Üppigkeit gewünscht.
Das Bühnenbild von Darko Petrovic ist zweckdienlich, zeigt erst das Haus von Gabriel von Eisenstein, wechselt dann zum Prinzen Orlofsky und schließlich ins Gefängnis. Die Kostüme, für die ebenfalls Petrovic verantwortlich zeichnet, erfüllen ebenfalls ihren Zweck und kleiden die Charaktere gut.
Das Osnabrücker Symphonieorchester wird der ausgesprochen feinsinnigen und mitreißenden Musik vollends gerecht. Unter dem Dirigat von Daniel Inbal zeigt sich schon in der Ouvertüre, die zahlreiche musikalische Höhepunkte des gesamten Werks zusammenfasst, eine abwechslungsreiche Lebendigkeit. Die Musikerinnen und Musiker bewegen sich hervorragend in den Wogen der Musik und spielen exzellent mit Tempi und Dynamik.
Auch auf gesanglicher Linie kann diese Produktion begeistern. Alle Mitwirkenden punkten mit spielerischem Einsatz und komödiantischem Talent. Als größte Entdeckung erweist sich dabei Ensemble-Neuzugang Julie Sekinger in der Rolle der Adele. Sekinger bringt ein selbstbewusstes und keckes Kammermädchen auf die Bühne, strahlt mit punktgenauen Koloraturen und Spitzentönen. Susann Vent-Wunderlich gestaltet ihre Rosalinde innig und ebenmäßig, während Olga Privalova in ihrer Hosenrolle den Prinzen Orlofsky stimmlich geradezu aufblühen lässt.
James Edgar Knight ist ein starker Eisenstein, dem man schon aufgrund seiner schönen Stimmfärbung eine eigene Arie wünscht. Einen souveränen Dr. Falke gibt Jan Friedrich Eggers, mit tenoraler Strahlkraft glänzt Aljoscha Lennert als Alfred, Mark Hammann als Dr. Blind und Erik Rousi als Gefängnisdirektor Frank bleiben buchbedingt leider hinter ihren Möglichkeiten, doch Chorsängerin Kathrin Brauer überrascht solistisch mit ihrem komödiantischen Talent als Ida.
Die meisten Lacher auf seiner Seite hat allerdings Stefan Haschke, der als Gerichtsdiener Frosch alle Möglichkeiten auslotet und mit einem Gag nach dem anderen, aktuellen Corona-Anspielungen und Spitzen gegen die neue Osnabrücker Oberbürgermeisterin überzeugt. Zuletzt fügt sich auch der von Sierd Quarré einstudierte Chor sehr gut in das Gesamtbild ein.
Am Ende ist diese „Fledermaus“ also durchaus sehens- und hörenswert, wenn auch die Regisseurin versäumt hat, mehr subtilen Humor aus den Charakteren herauszukitzeln. Doch von ihrem musikalischen Schwung hat Strauss‘ Operette in Osnabrück nichts eingebüßt.
Text: Dominik Lapp