Die Villa_ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)
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Mehr als ein Museum: Die Villa_ in Osnabrück

Im Museumsquartier Osnabrück wurde ein besonderer Ausstellungs- und Lernort eröffnet: Die Villa_ Forum für Erinnerungskultur und Zeitgeschichte. Mit 16 Räumen auf vier Etagen bietet die Villa_ eine facettenreiche und interaktive Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen gesellschaftlichen Themen.

Interaktives Lernen im Herzen der Ausstellung

Im ersten Obergeschoss beeindruckt die Hauptausstellung durch ihre interaktive Gestaltung. Besucherinnen und Besucher werden aktiv in den Ausstellungsprozess eingebunden. Am Eingang erhält man ein Armband, das es ermöglicht, an verschiedenen interaktiven Stationen teilzunehmen. Die gegebenen Antworten werden am Ende ausgewertet und bieten ein persönliches Profil – eine kreative und tiefgehende Methode, sich mit den Themen Demokratie und Gesellschaft auseinanderzusetzen. Die Ausstellung vermittelt fundiertes Wissen über die NS-Zeit und ihre Folgen auf eine spielerische, aber zugleich ernsthafte Weise.

Aktive Beteiligung für alle Generationen

Die Interaktivität zeigt sich in vielfältigen Formen: Schubladen können geöffnet, Scheiben verschoben und audiovisuelle Stationen genutzt werden, um Zeitzeugenberichte oder Interviews anzusehen. Besonders berührend sind originale Möbelstücke der jüdischen Familie Nussbaum, die die Lebensumstände der damaligen Zeit veranschaulichen und einen direkten Bezug zur persönlichen Geschichte der Region herstellen.

Die Villa_ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)

Ein Ort des Dialogs und Lernens

Neben der Erinnerung steht die Villa_ auch für gemeinsames Lernen und Austausch. Das zweite Obergeschoss beherbergt eine Bibliothek, die besonders für Schulklassen und Jugendgruppen konzipiert wurde. Sie bietet Raum für intensive Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit. Doch auch Erwachsene sind angesprochen: Der generationsübergreifende Ansatz fördert kritisches Denken und Diskussionen.

Im Erdgeschoss können sich die Besucherinnen und Besucher im Café Felka, das bereits seit Juni 2024 geöffnet ist, bei Kaffee und Kuchen erholen. Zusätzlich gibt es ein Forum, das als Raum für Veranstaltungen und Diskussionen dient.

Einblicke in die Schrecken der Kriegszeit

Das Untergeschoss der Villa_ bietet eine eindrucksvolle und bedrückende Darstellung der Kriegszeit. Der restaurierte Luftschutzkeller veranschaulicht die Schrecken, die die Bewohner Osnabrücks während des Zweiten Weltkriegs durchlebten. Ein besonderes Ausstellungsstück, ein durch Feuerstürme geschmolzenes Einmachglas, erinnert an die verheerenden Bombenangriffe, die die Stadt zerstörten. Ergänzt wird dies durch Videoaufnahmen, die die Zerstörungen dokumentieren und tiefe Einblicke in die Kriegszeit geben.

Die Villa_ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)

Die bewegte Geschichte der Villa_

Das Gebäude selbst hat eine wechselvolle Geschichte: Einst war die Villa_ das Wohnhaus der Familie Schlikker, später diente sie als Hauptquartier der Osnabrücker NSDAP. In diesen Räumen wurden Entscheidungen getroffen, die das Leben vieler Menschen in der Region prägten. Heute wird der Ort der Täterschaft zu einem Forum der Reflexion umgestaltet. Besonders die Geschichte des Osnabrückers Hans Georg Calmeyer steht im Fokus. Der Jurist rettete während des Zweiten Weltkriegs rund 3.000 jüdische Menschen vor der Deportation, dennoch bleibt sein Handeln auch ambivalent, da er ein Teil des Nazi-Regimes war.

Ein Raum für demokratische Debatten

Die Villa_ ist mehr als ein Museum: Sie soll ein Ort kritischer Debatten und demokratischer Prozesse sein. Der Unterstrich im Namen der Villa_ steht symbolisch für die Diskussionen, die im Zuge der Namensfindung geführt wurden, und betont den Anspruch, dass hier alle gesellschaftlichen Gruppen Platz finden sollen. Die Ausstellung richtet sich nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart und Zukunft. Sie stellt die Frage, welche Lehren wir aus der Geschichte des Nationalsozialismus ziehen können und welche Verantwortung wir heute als demokratische Gesellschaft tragen. Begleitveranstaltungen wie Stadtführungen, Workshops und Vorträge vertiefen diese Themen und laden zum Austausch ein.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".