Nostalgie pur: „Die Drei von der Tankstelle“ in Bad Gandersheim
Vor der Stiftskirche im südniedersächsischen Bad Gandersheim kann neuerdings getankt werden. Während die beiden Zapfsäulen jedoch nur Bühnendekoration sind, tankt das Publikum die unvergesslichen Musiknummern von Werner Richard Heymann, die dieser für den 1930 in den Kinos angelaufenen Film „Die Drei von der Tankstelle“ komponierte. Die gelungene Musicaladaption von einem der ersten Tonfilme überzeugt im Rahmen der Gandersheimer Domfestspiele auf ganzer Linie.
Die Inszenierung von Sandra Wissmann versprüht Nostalgie pur, was durch die hübsche Ausstattung von Beata Kornatowska mit den alten Zapfsäulen, Motorroller und den an der Mode der 1930er Jahre angelehnten Kostümen unterstrichen wird. Vor allem aber beweist die Regisseurin ein gutes Händchen bei Rollenzeichnung und Timing, so dass Witz und Charme der Tonfilm-Operette von einst erhalten bleiben, man einen Filmschauspieler wie den legendären Heinz Rühmann allerdings zu keiner Zeit vermisst.
Das liegt natürlich ebenso an dem hervorragenden achtköpfigen Ensemble. Insbesondere das titelgebende Trio kann durch die Bank weg überzeugen. So beweisen Sven Olaf Denkinger als Willy, Johannes Kiesler als Hans und Guido Kleineidam als Kurt ein wunderbares Gespür für Humor. Das befreundete Trio, das sich auch wunderbar zanken kann, nimmt man ihnen zu jeder Zeit ab. Außerdem begeistert das spielfreudige Team mit klangschönen Stimmen.
Eine schauspielerisch glänzende Leistung liefert überdies Felicitas Heyerick als Lilian. Sie mimt überzeugend das selbstbewusste und nicht auf den Mund gefallene Mädchen aus gutem Hause, das sich zunächst nicht zwischen den drei Herren von der Tankstelle entscheiden kann. Gesanglich lässt sie mit ihrem glockenklaren Sopran aufhorchen.
In der Rolle des Direktors Cossmann zeichnet Frank Bahrenberg ein stattliches Rollenprofil mit trockenem Humor. Zum Running Gag entwickelt sich dabei der Kosenamen des Direktors. So hat Bahrenberg die Lacher auf seiner Seite, weil Direktor Cossmann von seiner Lebensgefährtin Edith (großartig gespielt und gesungen von Miriam Schwan) wiederholt mit „Mops“ angesprochen wird. Herrlich witzig im Zusammenspiel sind zudem Lukas Witzel als Rechtsanwalt Doktor Kalmus und Nini Stadlmann als dessen Sekretärin Fräulein Mondschein. Wie sich Witzel und Stadlmann die Bälle zuspielen, verspricht einen großen Spaß, der seinen Höhepunkt im finalen Liebesgeständnis findet.
Ein zentrales Stück in „Die Drei von der Tankstelle“ ist natürlich die Musik. Eine dreiköpfige Combo unter der Leitung von Ferdinand von Seebach ist in das Bühnenbild integriert und spielt dort die zeitlosen Lieder von Werner Richard Heymann mit solch einem Drive, dass die Gassenhauer wie „Ein Freund, ein guter Freund“ oder „Hoppla, jetzt komm ich“ (Songtexte: Robert Gilbert) mitreißend frisch erklingen und das Publikum nach kurzweiligen knappen zwei Stunden mit zahlreichen Ohrwürmern nach Hause geht.
Text: Dominik Lapp