„Eine Weihnachtsgeschichte“ auf Tour (Foto: Jens Oschmann)
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Herzerwärmend: „Eine Weihnachtsgeschichte“ auf Tour

Es gibt zahlreiche Bühnenadaptionen von Charles Dickens‘ Klassiker „A Christmas Carol“. Am Theater Pforzheim ist aktuell das gleichnamige Musical zu sehen, am Metronom Theater Oberhausen sowie am Festspielhaus Füssen gastiert mit „Der Geist der Weihnacht“ eine weitere Adaption. Außerdem schickt Showslot zurzeit das Musical „Eine Weihnachtsgeschichte“ auf Tour – mit Musik von Michael Schanze sowie Buch und Songtexten von Christian Berg.

Das Werk von Schanze und Berg begeistert mit einer stimmungsvollen Inszenierung, die Tradition und moderne Theaterkunst vereint. Unter der Regie von Christoph Weyers, der auch für das hübsche Bühnenbild verantwortlich ist, entfaltet sich eine zauberhafte Weihnachtswelt, die große wie kleine Zuschauerinnen und Zuschauer in ihren Bann zieht.

Das Bühnenbild ist eine wahre Augenweide: Scrooges Geschäft und Wohnhaus, mit liebevoll gestalteten Fassaden, öffnen sich und gewähren spannende Einblicke in das Innere. Die Gasse dazwischen wird durch kreative Projektionen in immer neue Schauplätze verwandelt. Außerdem lässt Big Ben keinen Zweifel daran, dass die Handlung in London spielt. Besonders hervorzuheben sind zudem die detailreichen Kostüme von Thomas Dohm, die die Mode des 19. Jahrhunderts lebendig werden lassen. Der fantasievolle Look der Geister, allen voran Jacob Marley, ist ein weiteres visuelles Highlight.

Die Darsteller tragen maßgeblich zum Gelingen der Show bei. Holger Hauer brilliert als Ebenezer Scrooge schauspielerisch wie gesanglich und führt das Publikum eindrucksvoll durch dessen innere Wandlung. Robert Schmelcher als Jacob Marley sorgt für Gänsehautmomente, während die drei Geister – gespielt von Nadine Kühn, Torben Bach und Merline Kramer – durch ihre charismatische Darstellung glänzen. Für emotionale Momente sorgen Esther Konzett als Tiny Tim und Katharina Schmitz als Bella, während Tim Al-Windawe als Bob Cratchit und Julia Werbick als Mrs. Cratchit ein herzerwärmendes Ehepaar abgeben.

Die Musik von Michael Schanze ist eingängig und passend zur Geschichte, auch wenn sie aus der Konserve kommt, was den Gesamteindruck etwas schmälert. Immerhin belebt aber die Choreografie von Natalie Holtom die Szenen mit Energie und Präzision. Kleine magische Details wie eine sprechende Tür und eine ebenso sprechende Straßenlaterne erinnern an „Die Schöne und das Biest“ und sorgen für humor- und fantasievolle Akzente, die das Publikum zum Schmunzeln bringen.

Diese Inszenierung von „Eine Weihnachtsgeschichte“ zeigt, dass Dickens’ Klassiker nichts von seiner Strahlkraft verloren hat. Mit kreativer Regie, hervorragender Cast und einem stimmigen Bühnenkonzept wird das Musical zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ganze Familie. Wer sich in die zauberhafte Atmosphäre des alten Londons entführen lassen möchte, sollte dieses Stück nicht verpassen.

Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.