„Felka Platek“ in Osnabrück (Foto: Emil Schwarz)
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Leise und eindringlich: „Felka Platek“ in Osnabrück

Das Theater Osnabrück beweist mit dem Monolog „Felka Platek“ eindrucksvoll, wie bewegend und intensiv Theater abseits traditioneller Formen sein kann. Ergänzend zur Sonderausstellung im Museumsquartier Osnabrück widmet sich das Stück der wenig beachteten polnisch-jüdischen Malerin Felka Platek. Diese szenische Spurensuche, entwickelt von Rebecca Riegel und Annika Gerber, erzählt das fragmentarische Leben einer Künstlerin, die im Schatten ihres berühmteren Mannes, Felix Nussbaum, oft übersehen wurde.

Plateks Leben ist eine Chronik von Aufbruch, Anpassung und letztlich Flucht. Vom Kunststudium in Berlin in den 1920er-Jahren bis zur Deportation nach Auschwitz zeichnet der 30-minütige Monolog ein bewegendes Bild einer Frau, die sich trotz gesellschaftlicher und politischer Widerstände ihren Platz in der Kunstwelt erkämpfte. Dabei wird sie nicht nur als Muse oder Begleiterin Felix Nussbaums, sondern als eigenständige, vielseitige Künstlerin gewürdigt.

Annika Gerber brilliert in ihrer Doppelrolle als Erzählerin und Felka Platek. Ihr Spiel ist so authentisch und nahbar, dass das Publikum unmittelbar in die Zeit und die Herausforderungen der Künstlerin hineingezogen wird. Die Inszenierung von Rebecca Riegel nutzt den Veranstaltungsraum im Untergeschoss des Felix-Nussbaum-Hauses auf innovative Weise: Die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen auf Hockern, während Gerber sich frei im Raum bewegt. Diese Nähe schafft ein immersives Erlebnis, bei dem das Publikum den Szenen und Stationen des Lebens Plateks fast physisch folgt.

Die Verbindung von Theater und Ausstellung wird hier konsequent umgesetzt. Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn können die Besucherinnen und Besucher die Sonderausstellung zu Felka Platek besuchen, die mit 28 Werken die weltweit größte Sammlung der Künstlerin präsentiert. Das ist großartig, um die künstlerische Eigenständigkeit Plateks zu zeigen und sie aus dem Schatten ihres Ehemanns zu rücken.

Der Monolog „Felka Platek“ zeigt letztendlich, wie vielfältig und innovativ Theater sein kann. Es braucht keine große Bühne und keine lange Aufführungsdauer, sondern Authentizität und kreative Umsetzung, um zu berühren und zu inspirieren. Ein kurzweiliger und leiser, aber umso eindringlicher Abend.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".