„Flashdance“ (Foto: Nathalie Zimmermann)
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Rasant choreografiert: „Flashdance“ auf Tour

Es ist ein modernes Märchen: Tagsüber arbeitet Alex Owens als Schweißerin in einer Stahlfabrik, nachts tanzt sie in einer Bar und träumt von einer großen Tanzkarriere. Der Film „Flashdance“ aus dem Jahr 1983 genießt seit 40 Jahren Kultstatus, das Musical ist seit einigen Jahren immer mal wieder auf deutschsprachigen Bühnen zu sehen und tourt jetzt erneut – pünktlich zum Filmjubiläum – durchs Land.

Besonders tiefgründig ist die Story (Buch: Tom Hadley und Robert Cary) zwar nicht, aber dieses Musical wird auch nicht wegen der Handlung besucht, sondern vielmehr wegen der weltbekannten Songs aus den Achtzigern. Diese kommen bei der Tourproduktion von ShowSlot zwar nach wie vor leider nur aus der Konserve, verfehlen aber ihre Wirkung nicht – was auch an der rasanten, mitreißenden und sehr fordernden Choreografie von Kerstin Ried liegt. Regisseur Christoph Drewitz erfindet „Flashdance“ nicht neu, sondern liefert eine erwartbare Inszenierung, die auf der Musik von Robbie Roth und Robert Cary sowie den starken Tanzszenen aufbaut und die berühmte Tanzszene mit Stuhl und Wasserdusche nicht ausspart.

Optisch verpackt wurde alles von Adam Nee in zu den jeweiligen Rollen passenden Kostümen sowie einem tourneetauglichen und sehr gut durchdachten Bühnenbild, das über zwei Ebenen von viel Alu und Wellblech dominiert wird. An einzelnen Stellen kann die Blechverkleidung aufgeklappt und außerdem eine fahrbare Treppe bewegt werden, um neue Spielorte entstehen zu lassen.

Wovon die Show lebt, ist das spielfreudige und tänzerisch großartige Ensemble. Das schwerste Päckchen zu tragen hat dabei Faye Bollheimer als Alex Owens, die tagsüber im Stahlwerk malocht und abends ihren amerikanischen Traum von der Tanzkarriere träumt. Durch ihr präzises Schauspiel zeichnet sie das Bild einer taffen und selbstbewussten Frau. Darüber hinaus begeistert sie gesanglich und mit tänzerischer Brillanz – insbesondere beim Vortanzen an der Akademie zum Ende des zweiten Akts.

Timo Stacey gibt den Junior-Fabrikboss Nick Hurley irgendwo zwischen spießigem Anzugträger und sympathischem Sunnyboy, harmoniert wunderbar mit Bollheimer und singt sehr gut. Neben Alex und Nick gibt es zudem noch ein weiteres Paar, das die Herzen des Publikums erobert: Tänzerin Gloria und Möchtegern-Komiker Jimmy werden von Tamara Pascual und Jan Großfeld schauspielerisch wie gesanglich perfekt dargestellt, die Entwicklung der Charaktere glaubhaft vorangetrieben.

Karina Schwarz berührt als Hannah mit ihrem Song „Eins zu ‘ner Million“ und auch Carina Leopold als Tess, Julia Waldmayer als Kiki und Karen Helbig als Louise können auf ganzer Linie überzeugen. Nick Maia mimt den „bösen“ Clubbesitzer C.C. als schmierigen Fiesling, während Boris Böhringer als „guter“ Clubbesitzer Harry durch seine kumpelhafte Spielart positiv auffällt.

Weitere Pluspunkte sind die gute Tonaussteuerung – was bei Tourneen nicht selbstverständlich ist – und das stimmige Lichtdesign, wenn auch etwas zu oft das Publikum geblendet wird. Zum Schluss stehen die Zuschauerinnen und Zuschauer beim besuchten Gastspiel in Bremen innerhalb weniger Sekunden, um die Cast verdientermaßen zu feiern.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".