
Revuehaftes Spektakel: „Glanz auf dem Vulkan“ in Hamburg
Mit „Glanz auf dem Vulkan“ entführt das First Stage Theater Hamburg sein Publikum in die fiebrige, exzentrische Welt der Zwanzigerjahre. Inspiriert von der legendären Berliner Bohème, setzt diese Revue auf ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Tanz, Gesang und Artistik – ein berauschendes Erlebnis zwischen Dekadenz und Avantgarde.
Schon beim Betreten des Theaters wird klar: Hier ist alles auf Zeitreise getrimmt. Die Bühne pulsiert im Stil von „Babylon Berlin“, während das elfköpfige Ensemble mit überschäumender Energie ein schillerndes Panoptikum aus Lebedamen, Dandys und Flappergirls erschafft. Die Choreografien sind wild und sinnlich, die Musik ein ebenso facettenreiches wie herausforderndes Kaleidoskop. Expressionismus und Dadaismus treffen auf klassische Cabaret-Klänge, während die Dekonstruktion der Musik eindrucksvoll den Nachhall des Ersten Weltkriegs spiegelt.
Evi Niessner, die kreative Kraft hinter dieser Inszenierung, beweist nicht nur historisches Feingefühl, sondern auch ein untrügliches Gespür für Atmosphäre. Ihre Liebe zu den Goldenen Zwanzigern zeigt sich in jedem Detail – von den prächtigen Kostümen bis zur mitreißenden Live-Band „The Glanz“. Das Lichtdesign von Florian Ewert setzt dramaturgische Höhepunkte, während Videoinstallationen von Domenico Toma die Bühne in ein lebendiges Gemälde verwandeln und beispielsweise Hochhausschluchten zeichnen.
Was „Glanz auf dem Vulkan“ auszeichnet, ist seine Radikalität. Diese Revue ist kein nostalgischer Rückblick, sondern eine pulsierende Wiedergeburt der Weimarer Zeit, die uns mitten in ihre fieberhafte Exzentrik katapultiert. Es ist ein Spektakel der Sinne – berauschend, provokant, verführerisch.
Text: Christoph Doerner