Jung und sexy: „Goethe!“ im Kino
Philipp Stölzls Film „Goethe!“ ist in den deutschen Lichtspielhäusern angelaufen. Der Film trägt dabei zu Recht das Ausrufezeichen im Titel, unterstreicht es damit doch, dass es sich bei dem Streifen keinesfalls um einen angestaubten Kostümschinken, sondern um eine moderne Produktion handelt, die die jungen Jahre des Dichters Johann Wolfgang von Goethe auf erfrischende Art und Weise erzählt.
“Goethe!“ bietet nicht nur wunderschöne Bilder und Kamerafahrten, aufwändige Kostüme und stimmungsvolle Filmmusik, sondern kann auch mit begnadeten Schauspielern aufwarten. Allen voran Alexander Fehling in der Rolle des jungen Goethe dürfte jeden mit seinem leidenschaftlichen Schauspiel in den Bann ziehen. Sein Goethe ist jung, modern und sexy.
Wir fühlen mit ihm, wenn sein Manuskript vom Verlag abgelehnt wird, er Lotte Buff (Miriam Stein) in einer malerischen Ruine im Regen küsst und wenn er später erfahren muss, dass sie einem anderen versprochen wurde. Dies alles spielt Fehling so voller Gefühl, dass manche Szenen zu Tränen rühren. Doch die komischen Momente gelingen ihm genauso spielend wie die dramatischen.
Ebenfalls bestens besetzt wurde die Rolle des Albert Kesnter mit Moritz Bleibtreu. Den Vorgesetzten und Nebenbuhler Goethes gibt Bleibtreu schüchtern und zurückhaltend, aber dennoch respekteinflößend. Die Dritte im Bunde ist die Newcomerin Miriam Stein, die als Lotte Buff mit ihrem emotionalen und feinfühligen Spiel beeindruckt und damit das perfekte Gegenstück zu Alexander Fehling darstellt. Die beiden Hauptrollen nicht mit etablierten Stars zu besetzen, hat sich somit absolut bewährt.
Gelungen ist auch die Handlung, die größtenteils auf wahren Begebenheiten beruht und Goethe nicht als den berühmten Dichter zeigt, sondern als jungen Studenten, der lieber erfolglos Gedichte schreibt, als für seine Prüfung zu lernen. Erzählt wird die Geschichte von Goethes enttäuschter Liebe zu Lotte Buff, die ihn zu seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“ inspirierte, der ihm wiederum zum Durchbruch verhalf.
Obwohl der Film viele historische Fakten wahrheitsgemäß wiedergibt, hat beispielsweise das gezeigte Duell zwischen Goethe und Kestner nie wirklich stattgefunden. In Anbetracht der künstlerischen Freiheit sei den Filmemachern die – ohnehin sehr gelungene – Verschmelzung von Fiktion und Wirklichkeit allerdings gestattet, zumal der Film dadurch zusätzlich an Spannung gewinnt. Mit dem Goethe, wie ihn etliche Schüler aus dem Deutschunterricht kennen, hat dieser Film jedenfalls kaum noch etwas gemeinsam. Hier wirkt Goethe entstaubt, interessant, jung und sexy.
Text: Dominik Lapp