
Starke neue Cast: „Hercules“ in Hamburg
Vor einem Jahr feierte das Disney-Musical „Hercules“ seine Uraufführung in der Neuen Flora Hamburg. Nun, zum ersten Geburtstag, gab es einen Castwechsel – Anlass genug für einen erneuten Blick auf das Stück. Die zentrale Frage bleibt: Hat sich das Musical weiterentwickelt?
Leider bleibt das Buch weiterhin unausgegoren. Bereits in der ausführlichen Rezension zur Premiere wurde die dramaturgische Schwäche des Stücks kritisiert, und auch nach einem Jahr wirkt die Geschichte noch immer holprig. Die Gags sind nach wie vor flach, scheinen beim Publikum aber dennoch gut anzukommen.
Der größte Gewinn ist jedoch zweifellos die neue Cast. Philipp Büttner, der schon seit ein paar Monaten in der Titelrolle auf der Bühne steht, überzeugt als Hercules mit wunderbarer Stimme, starker Bühnenpräsenz und einem exzellenten komödiantischen Gespür. Sein Halbgott ist genauso verpeilt wie sympathisch.

Auch Jeannine Michèle Wacker bringt als Meg unglaublich viel Charme und stimmliche Brillanz mit. Zudem sorgt John Vooijs als Hades für Begeisterung und verleiht dem Bösewicht eine beeindruckende Ausstrahlung sowie ein gutes Timing. Ebenfalls haben die Musen teils neue Gesichter: So fügt sich beispielsweise Kristina Love als Klio hervorragend ins Ensemble ein. Markus Störk ist neu in der Rolle des Heinz und eine herrliche Ergänzung zu Karl (Mario Saccoccio).
Eine kuriose Entwicklung hat der Look von Unterweltboss Hades durchgemacht: Noch vor einem Jahr wurde an dieser Stelle bemängelt, dass sein Effektnebel nur zu Beginn zum Einsatz kam, inzwischen scheint er jedoch – zumindest in der jetzt besuchten Vorstellung – gänzlich verschwunden zu sein.
Unterm Strich bleibt „Hercules“ also weiterhin ein zwiespältiges Erlebnis. Das Buch und die Inszenierung können nicht vollends überzeugen, doch die herausragenden Darstellerinnen und Darsteller retten den Abend und können trotz erzählerischer Schwächen unterhalten.
Text: Dominik Lapp
