„Motown – The Music Show“ (Foto: Dominik Lapp)
  by

Stimmige Konzertshow: „Motown – The Music Show“ in Hamburg

Mehr Konzert und weniger Theaterstück ist „Motown – The Music Show“, die sich als Hommage an das weltbekannte Motown-Label versteht und zurzeit im St. Pauli Theater Hamburg zu sehen ist. Die stimmige Konzertshow ist eine Aneinanderreihung bekannter Hits mit tollen Showeinlagen und zwischen den Songs sachte eingestreuten Infos zur Entwicklung des Labels und der jeweiligen Künstler. Ursprünglich war die Show, die vor drei Jahren – damals noch unter dem Titel „Motown – Die Legende“ – auch schon auf Kampnagel in Hamburg gastierte, durchzogen von einem dürftigen Handlungsstrang, der glücklicherweise aber gestrichen wurde. Und so kann die Show das sein, was sie ist: ein Motown-Cover-Konzert, bei dem es einzelne Leute im Publikum nicht auf den Plätzen hält.

Das Bühnenbild von Rolf Spahn besteht lediglich aus einigen treppenstufigen Quadern, auf denen sich die Gesangssolisten positionieren, unterstützt vom stimmigen Lichtdesign und einem Glitzervorhang im Hintergrund. Doch mehr braucht es auch nicht, weil Musik und Gesang bei dieser von Andrew Hunt zurückhaltend inszenierten und spritzig choreografierten Show im Vordergrund stehen. Auf der Bühne agieren fünf hervorragende Gesangssolisten und neun Musiker unter der Leitung von Martin Werner, die den bekannten Motown-Sound bestens über die Rampe bringen. Vor allem aber liefern die Künstler keine bloße Imitation der Originalstars, sondern eigene Interpretationen der Songs – das ist authentisch, ehrlich und trägt zur Stimmung und Atmosphäre bei.

Weil alle Künstler (in der besuchten Vorstellung: David-Michael Johnson, Wilson D. Michaels, Trevor Jackson, Siggy Davis und Taryn Nelson) eine von Anfang bis Ende gleichermaßen hervorragende Leistung bringen, sei an dieser Stelle auf Einzelbeurteilungen verzichtet. Denn alle fünf Akteure swingen, jazzen und grooven gleich stark und lassen dank ihrer Bühnenpräsenz die Originalinterpreten der jeweiligen Songs fast ein wenig in Vergessenheit geraten. Nach jeder Nummer ernten Sänger und Musiker völlig verdient frenetischen Applaus und Jubelrufe. Immer wieder springen Zuschauer von ihren Sitzplätzen auf, um das Gesangsquintett anzufeuern und das Konzert abzufeiern.

Wer sich also zwei Stunden gut unterhalten lassen möchte, dem sei ein Besuch von „Motown – The Music Show“ wärmstens empfohlen. Die Songs sind legendär, die Atmosphäre bestens und die Künstler eine echte Wucht. Und eines wird vor allem mal wieder klar: Die Hits, die zwischen den 1950er und 1980er Jahre vom Motown-Label veröffentlicht wurden, sind so mitreißend und zeitlos, dass sie auch im 21. Jahrhundert noch immer wunderbar funktionieren. Eine tolle Show!

Text: Dominik Lapp

Avatar-Foto

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".