Charmante Hollywood-Hommage: „La La Land“ im Kino
Das muss man sich mal vorstellen: Die Sonne brennt auf den Asphalt und man sitzt völlig verschwitzt und genervt im Auto, weil im Stau auf dem Highway vor Los Angeles nichts mehr geht. Plötzlich springen Menschen aus ihren Autos, beginnen zu singen und zu tanzen und aus einem Lieferwagen heraus spielt eine Jazz-Band. Schon diese erste Szene macht unmissverständlich klar, dass „La La Land“ kein bloßes Musical in Form eines Films, sondern eine charmante Liebeserklärung an das Leben ist.
Nach der großen Eröffnungsnummer wird es aber sogleich ruhiger und der Film entwickelt sich zum Kammerstück zweier hoffnungsloser Träumer: Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) versuchen in Los Angeles ihre Karrieren voranzutreiben. Sie hetzt von einem Casting zum anderen, um als Schauspielerin den Durchbruch zu schaffen. Er hingegen ist der charismatische Pianist, der vom eigenen Jazzclub träumt. Zufällig kreuzen sich ihre Wege und sie erkennen, dass sie beide dasselbe wollen – das tun, wofür ihre Herzen schlagen. Doch so schnell wie sie sich ineinander verlieben, ergeben sich auch immer mehr Probleme, die sie auseinandertreiben.
Trotz der recht einfach gestrickten, manchmal etwas zähen Handlung hat Damien Chazelle mit „La La Land“ einen farbenprächtigen Musicalfilm geschaffen, der sich zugleich als glanzvolle Hommage an das alte Hollywood mit seinen großen Musikfilmen versteht. Es ist also kein Zufall, wenn Emma Stone und Ryan Gosling wie einst Fred Astaire und Ginger Rogers durch die Szenen tanzen – nur sieht es nicht so perfekt aus. Doch was Stone und Gosling an tänzerischem und gesanglichem Können fehlt, machen sie mit ihrem leidenschaftlichen Schauspiel und dem harmonischen Zusammenspiel wieder wett. Nebenbei sehen sie noch fantastisch aus.
Ganz zauberhaft sind zudem die wunderbaren Bilder (Kamera: Linus Landgren, Schnitt: Tom Cross) aus dem so begehrenswerten Los Angeles, herrlich untermalt von Justin Hurwitz’ Musik, der einen Score komponiert hat, bei dem sich jazzige Tempi mit melancholischen Melodien äußerst gelungen abwechseln. Schade ist lediglich, dass es mit dem Song auf dem Highway und der folgenden Partyszene die einzigen Ensemblenummern zu hören gibt, während alle anderen Songs – abgesehen von dem Song von Mia und ihren Freundinnen – ausschließlich von Emma Stone und Ryan Gosling gesungen werden. So bleibt die Abwechslung auf der Strecke, denn der eine oder andere Ensemblesong hätte dem weiteren Handlungsverlauf gutgetan.
Ob die zahlreichen Nominierungen und Auszeichnungen für „La La Land“ gerechtfertigt sind, lässt sich schwer sagen. Der Hype um den Film ist sicherlich etwas überzogen, denn man kann ihn lieben oder stinklangweilig finden. Letztendlich aber ist er ein charmanter, unterhaltsamer Streifen, der uns mal wieder vor Augen führt, dass man viel öfter das tun sollte, wonach das Herz verlangt, statt einer seelenlosen Beschäftigung nachzugehen. Allein für diese in die Welt getragene Botschaft hat „La La Land“ eine unbedingte Daseinsberechtigung als wertvoller Film.
Text: Dominik Lapp