„Das Lächeln einer Sommernacht“ in Solingen (Foto: Abiramy Arulrasa)
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Leicht und doch tiefgründig: „Das Lächeln einer Sommernacht“ in Solingen

Stephen Sondheims Musical „Das Lächeln einer Sommernacht“ – eigentlich eher ein Schauspiel mit Musik – wird auf deutschen Bühnen selten gespielt, ist nun aber in einer einfallsreichen Inszenierung von Gil Mehmert am Theater und Konzerthaus Solingen zu sehen. Dabei entfaltet sich das Stück in einer Welt voller Leidenschaft, Sehnsucht und Ironie. Die Balance zwischen Sprechen und Singen ist selten so perfekt wie in diesem Fall, was zweifellos der großartigen Besetzung zu verdanken ist, die aus namhaften Künstlerinnen und Künstlern und dem Nachwuchs der Essener Folkwang Universität der Künste besteht.

Regisseur Gil Mehmert verleiht dem Stück (Buch: Hugh Wheeler) eine erfrischende Leichtigkeit, bewahrt aber gleichzeitig auch eine gewisse Tiefgründigkeit. Die choreografischen Einlagen von Andrew Chadwick fügen sich nahtlos in die Inszenierung ein und versprühen Dynamik sowie Energie. Das Bühnenbild und die Kostüme von Britta Tönne schaffen eine malerische Kulisse, die das Publikum in das Schweden des frühen 20. Jahrhunderts entführt. Jede Szene ist sorgfältig durchdacht und trägt zur gelungenen Atmosphäre bei.

Die Musik im Walzer-Rhythmus von Stephen Sondheim dominiert die Handlung nicht, sondern dient in erster Linie der Untermalung und Betonung der gezeigten Gefühle. Die Bergischen Symphoniker unter der Leitung von Stephan Kanyar werden der Partitur vollends gerecht und spielen die Melodien zwischen brodelnden Emotionen und all den Facetten der Liebe hervorragend. Von lebhaften Ensemblestücken bis hin zu zarten Solonummern gelingt es, die Charaktere und ihre Geschichten mit jeder Note zum Leben zu erwecken.

Die Darstellerinnen und Darsteller brillieren in ihren Rollen und verleihen den Figuren eine außergewöhnliche Lebendigkeit. Eine fesselnde Darbietung gelingt der absolut souveränen Helen Schneider, die ausdrucksstark die im Rollstuhl sitzende Patriarchin Madame Armfeldt gibt. Aber auch Vera Bolten fasziniert in der Rolle der alternden Provinzschauspielerin Desireé Armfeldt mit beeindruckender Bühnenpräsenz, fantastischer Ausstrahlung und gesanglich mit dem Song „Wo sind die Clowns?“, einer berührenden Hymne auf die Liebe.

Bolten harmoniert zudem exzellent mit Markus Schöttl, der Frederik Egerman auf genauso lockere wie eindringliche Weise zum Leben erweckt sowie gesanglich zu glänzen vermag. Als Ann Egermann überzeugt Anna Hirzberger mit warmer Stimme und nuanciertem Spiel. Jonathan Guth als Henrik Egerman und Alina Simon als wunderbar naive Fredrika Armfeldt liefern ebenfalls herausragende Leistungen ab. Für die meisten Lacher des Abends sorgen Elena Franke und Maximilian Lochmüller als Gräfin und Graf Malcom.

Schlussendlich mag „Das Lächeln einer Sommernacht“ (Original: „A little Night Music“) zwar nicht der große Wurf als meisterhaftes Musiktheater mit einer fesselnden Geschichte sein, aber es ist ein charmantes Stück, das verschiedene Liebesbeziehungen und Paarungen zwischen den Charakteren erforscht und mit Themen wie Liebe, Eifersucht, Sehnsucht und der Suche nach Glück einen genauso humorvollen wie melancholischen Abend verspricht.

Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.