Kurzweilige Unterhaltung: „Madagascar“ in Tecklenburg
Es ist eine abenteuerliche Reise, die Zebra Marty, Nilpferd Gloria, Giraffe Melman und Löwe Alex vom New Yorker Zoo zur Insel Madagaskar unternehmen und dabei von vier putzigen Pinguinen begleitet werden. Im Jahr 2005 eroberte jenes Abenteuer aus der Hitschmiede Dreamworks die Kinoleinwände, bei den Freilichtspielen Tecklenburg ist die Musicalversion von „Madagascar“ jetzt bereits das zweite Jahr in Folge auf der Bühne zu sehen und verspricht nach wie vor kurzweilige Unterhaltung.
Dass die bekannten Filmfiguren auch als Musicalcharaktere prächtig funktionieren, ist nicht nur dem Buch von Kevin Del Aguila, sondern vor allem Janina Niehus und Jan Altenbockum zu verdanken, die als bewährtes Zweiergespann wieder für Regie und Choreografie verantwortlich zeichnen. Durch ihre stringente Personenführung haben sie genauso starke wie liebenswürdige Rollenprofile entwickelt. Zudem überzeugen die hübsch choreografierten Nummern sowie die Massenszenen, in die auch das Kinderensemble sehr gut eingebunden wurde.
Um die abenteuerliche Reise der Tiere zu visualisieren, hat Jens Janke ein gelungenes Bühnenbild geschaffen, das zunächst den New Yorker Zoo mit seinen verschiedenen Gehegen zeigt. Später rauscht sogar eine U-Bahn über die Freilichtbühne und die Altane wird zum Containerschiff umfunktioniert, bis letztendlich ein farbenfroher Dschungel entsteht. Darin tummeln sich viele Kreaturen, für die Karin Alberti und Fabienne Ank fantasievolle Kostüme entworfen haben. In Verbindung mit dem wunderbaren Maskenbild von Philip Hager sind so unter anderem Lemuren und Fossas entstanden. Wenn Alex hungrig ist, tanzen überdimensionale Steaks um ihn herum – und ein echtes Highlight ist Giraffe Melman mit seinem riesigen beweglichen Hals.
Besetzungstechnisch überlässt man in Tecklenburg ebenfalls nichts dem Zufall und hat ein homogenes Ensemble zusammengestellt. Mathias Meffert agiert souverän als Löwe Alex, Jenny Kohl ist in der Rolle der Gloria eine hinreißende Nilpferddame und Niklas Roling hat als Melman eine besonders schwere Aufgabe zu meistern, indem er neben Schauspiel und Gesang den langen Giraffenhals steuern muss. Besonders stark: In der besuchten Vorstellung übernimmt Regisseurin Janina Niehus für den erkrankten Andrew Chadwick die Rolle des Marty und mimt ein sympathisches Zebra – schauspielerisch wie gesanglich perfekt.
Nicolai Schwab genießt sichtlich seinen Auftritt als exaltierter Lemurenkönig Julien. Auch Lara Schitto, Tim Grimme und Moritz Worpenberg überzeugen als Zelda, Zeke und Mason. Doch als heimliche Stars erweisen sich die vier Pinguine: Esther-Larissa Lach (Skipper), Christian Rosprim (Kowalski), Nadine Baas (Private) und Romina Markmann (Rico) sehen in ihren Kostümen nicht nur großartig aus, sondern haben die Pinguin-Bewegungen exzellent verinnerlicht und sorgen mit Witz, Esprit, perfektem Timing und Zusammenspiel für zahlreiche lustige Momente.
Ein Wermutstropfen mag sein, dass die stimmige Musik von George Noriega und Joel Someillan aus der Konserve kommt, aber eine Vollversion von „Madagascar“ mit Livemusik-Begleitung ist beim Lizenzgeber gar nicht verfügbar, sondern ausschließlich eine Fassung mit Halbplayback-CD. Die Musik wird also digital zugespielt, gesungen (Einstudierung: Giorgio Radoja) wird jedoch live – und gesanglich können alle Mitwirkenden überzeugen.
Die Musik ist eine Mischung aus rhythmischen Ensemblenummern und gefühlvollen Balladen, so dass sich die für ein Familienmusical notwendige Abwechslung bietet. Mit Hans Zimmers „Best Friends“ hat es zudem ein Instrumental-Song aus dem Soundtrack des Films ins Bühnenstück geschafft, der hier allerdings betextet wurde. Auch der aus dem Film bekannte Partyhit „I like to move it“ darf auf der Bühne natürlich nicht fehlen und erweist sich einmal mehr als Stimmungsgarant – so wie das ganze Musical.
Text: Dominik Lapp