Irgendwann ist jetzt: Max Giesinger auf Tour
Irgendwann ist jetzt. Und jetzt ist 2023. Nach zweimaliger Verschiebung von 2020 auf 2022 und noch einmal auf 2023, ist Max Giesinger endlich wieder – lange erwartet – auf großer Tour. Dabei hat er seine größten Hits genauso wie neue Nummern von seinem aktuellen Album im Gepäck.
Die ersten Sekunden spielen Giesinger und seine Band hinter einem weißen Vorhang, nur Schatten sind darauf zu erkennen. Als dann die Stoffbahn fällt, dauert es nicht lange, bis der beliebte Singer/Songwriter mit dem Publikum auf Tuchfühlung geht. „Megageil, dass so viele von euch ihre Tickets behalten haben und heute hier sind“, begrüßt er sein Publikum beim Gastspiel in Osnabrück. In schwarzer Hose, lässigem Hemd und schwarzen Stiefeln tanzt er zunächst über die Bühne, um anschließend ein Bad in der Menge zu nehmen.
Mal singend, mal plaudernd bahnt sich Max Giesinger seinen Weg durch die Menschenmassen, verteilt High Fives, nimmt im Tausch gegen ein Plektrum ein selbst gemaltes Bild eines Fans aus der ersten Reihe entgegen. Schnell wird deutlich, dass der erfolgreiche Künstler mit mehr als 1,5 Millionen verkauften Tonträgern niemand ist, der nur ein Programm abspult. Vielmehr gibt er sich nahbar, sympathisch, menschelnd. Immer wieder fordert er dabei die Interaktion der Menschen in der OsnabrückHalle ein. Mittanzen, Mitklatschen, Mitsingen – hier ist alles gefordert, und die Besucherinnen wie Besucher machen offenbar gern mit.
Musikalisch bietet Giesinger eine gelungene Mischung aus gefühlvollen und rockigen Songs, keineswegs nur Schmuse-Pop. Lockerleichte Gitarrenklänge verschmelzen mit seiner rauen Stimme, mit seinem Hit „Wenn sie tanzt“ bringt er die Menge zum Kochen, in „Irgendwann ist jetzt“ singt er davon, was er irgendwann einmal tun möchte. Einzelne Songtexte passt er spontan an den Namen des Gastspielorts an, dann lässt er Zuschauerinnen kleine Zettel aus einem Stoffbeutel ziehen. Was auf dem Papier steht? Die Titel von Songs, die er sogleich improvisiert: Bei Udo Jürgens zeigt er sich nicht ganz textsicher, bei Roxette umso mehr.
Zwischen den Songs erzählt der Sänger von seinen musikalischen Anfängen, als er seine erste Platte noch über ein Crowdfunding finanzieren musste, in der Fußgängerzone als Straßenmusiker an einem Tag läppische 25 Euro verdiente, die er noch am Abend in einem Restaurant wieder ausgab. Dieser auf dem Boden gebliebene Typ hatte 2011 an der TV-Show „The Voice of Germany“ teilgenommen und es dort bis ins Halbfinale geschafft. Heute singt er vor Tausenden von Menschen und verbreitet anderthalb Stunden lang gute Laune – das ist Max Giesinger, der endlich wieder auf Tour ist. Nicht irgendwann, sondern jetzt.
Text: Dominik Lapp