Gelungene One-Woman-Show: „Mörder unter sich“ in Wunstorf
Nach acht Jahren intensiver Arbeit und einem Try-out in Bad Oeynhausen feierte jetzt das Musical „Mörder unter sich“ von Maricel Wölk (Idee, Musik, Buch und Songtexte) und Wolfgang Adenberg (Idee) im Stadttheater Wunstorf seine Uraufführung vor ausverkauftem Haus.
Im Zentrum dieses außergewöhnlichen Werks steht Wölk als Hauptdarstellerin, Produzentin, Regisseurin, Komponistin und Texterin in Personalunion. Ihre Vielseitigkeit ist beeindruckend: Sie schuf nicht nur ein originelles Musical, sondern übernahm auch alle Schlüsselrollen vor und hinter der Bühne. Unterstützt von einem kleinen Team sorgte sie für eine Inszenierung, die trotz minimalistischem Bühnenbild große Wirkung erzielt.
Die Handlung dreht sich um Bianca, die in ihr Haus zurückkehrt, in dem fünf Morde geschehen sein sollen. Dort enthüllt sie eine vielschichtige Geschichte, bei der das Publikum Teil eines spannenden Rätsels wird. Nachdem in „Next to Normal“ die bipolare Störung der Hauptfigur auf der Musicalbühne thematisiert wurde, wagt man sich bei „Mörder unter sich“ nun an das komplexe Thema einer dissoziativen Identitätsstörung und verknüpft es geschickt mit Elementen eines klassischen Kriminalstücks. Es ist eine mutige Kombination, die überrascht und begeistert.
Das Bühnenbild beeindruckt durch schlichte Eleganz. Neben Schattenfiguren ist auch der Rest des Bühnenbilds nichts Alltägliches, denn während es mit einem Lesesessel, einer Stehlampe und einem Tisch mit darin eingelassenem Globus durchaus dreidimensionale Requisiten gibt, entsteht der Rest der Bühne zweidimensional durch die von Tina Mareike Kuschel gezeichneten Szenenbilder auf einer Multimediawand. Das Herrenhaus, eine Treppe, der Kamin, eine Bücherwand und Standuhr – alles Strichzeichnungen, Weiß auf Schwarz. Auch ein Schrank, ein Spiegel und ein Motorrad sind lediglich zweidimensional, machen aber den großartigen Look der comicähnlichen Inszenierung aus.
Besonders bemerkenswert ist Maricel Wölks Darstellung der verschiedenen Persönlichkeiten Biancas, die sie durch kleine Accessoires und präzise Körperarbeit lebendig werden lässt. Gesanglich überzeugt sie zudem in jedem ihrer Songs, die sich ja tatsächlich auf den Leib geschrieben hat – obwohl sie in ihrem Stück ursprünglich gar nicht selbst auf der Bühne stehen wollte.
Die Musik ist ein weiterer Glanzpunkt. Die emotionalen Songs wie „Vergessen“ hinterlassen tiefen Eindruck, wohingegen humorvolle Stücke wie „Eine Leiche zum Dessert“ das Publikum zum Schmunzeln bringen. Die gelungene Mischung aus Emotionen und heiterem Charme macht die Komposition zu einem nachhallenden Erlebnis.
So erweist sich „Mörder unter sich“ als eine gelungene One-Woman-Show, die sich deutlich vom Mainstream abhebt, psychologische Tiefe, kriminalistischen Nervenkitzel und heitere Momente gekonnt miteinander vereint. Ein Muss für alle, die Musicals und Krimis mögen.
Text: Dominik Lapp