Mit neuer Übersetzung: „Kiss me, Kate“ in Hannover
Cole Porters Klassiker „Kiss me, Kate“ mit seinen Evergreens wie „Schlag nach bei Shakespeare“ und „Wunderbar“ ist nun auch als Produktion der Staatsoper Hannover im Theater am Aegi zu sehen. Da die Bühnentechnik im Laves-Bau derzeit noch saniert wird, ist die Oper mit dem Porter-Musical kurzerhand ins Aegi, wie der Hannoveraner zu sagen pflegt, umgezogen.
Und dort, im Aegi, kommt der Klassiker nach über 50 Jahren jetzt erstmals in einer neuen Übersetzung auf die Bühne. Peter Lund hat sich der ursprünglichen Übersetzung von Günter Neumann, die sehr frei übersetzt war, angenommen und eine Neufassung geschaffen, die wieder näher am englischen Original ist. Die neuen Texte wirken vor allem aber frischer, anzüglicher und direkter.
Das Stück selbst thematisiert das Theaterleben und zeigt Schauspieler, die ein Musical nach Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ auf die Bühne bringen. Das bekannte Muster des Stücks im Stück also, bei dem Regisseur Bernd Mottl die Zuschauer auch hinter die Kulissen des Theateralltags blicken lässt. Anja Jungheinrich hat ein recht karges Bühnenbild entworfen, wie man es auch aus anderen „Kiss me, Kate“-Inszenierungen kennt: Der Blick zur Obermaschinerie ist frei, im Hintergrund ist ein Fundus an Kostümen zu sehen, im Vordergrund verspiegelte Wände, die die Garderoben der Künstler darstellen. Die Kostüme von Nicole von Graevenitz sind je nach Szene schlicht (alle Szenen hinter der Bühne) oder pompös (alle Szenen im Shakespeare-Stück).
Nicole Rößler glänzt schauspielerisch als Lilli Vanessi / Katharina und überzeugt auch gesanglich mit ihrem klaren Sopran. Ulrich Allroggen gibt den Fred Graham als eingebildeten und von sich selbst überzeugten Regisseur und Schauspieler. Dabei steht er seiner Bühnenpartnerin in nichts nach: Er singt tadellos und zeigt schauspielerisch viele Facetten, ist gekränkter Ex-Mann und schmeichelnder Charmeur zugleich. Sexappeal beweist dagegen Julia Klotz als Lois Lane, die wunderbar die jugendliche Naive gibt.
Ebenfalls rollendeckend agieren Gero Wendorff als Bill Calhoun / Lucentio, Edgar Schäfer als Harry Trevor / Baptista und Roland Wagenführer als Harrison Howell, während Edward Mout und Daniel Eggert als Ganovenduo genauso wie Eric Rentmeister als Gremio und Frank Wöhrmann als Hortensio etliche Lacher auf ihrer Seite haben.
Äußerst gelungen ist auch die Choreografie von Kinsun Chan. So begeistert das Ballettensemble der Staatsoper Hannover vor allem in der Eröffnungsnummer des zweiten Akts („Viel zu heiß“) mit der Umsetzung der temporeichen Schrittfolgen und geschmeidigen Bewegungen. Passend dazu treibt Benjamin Reiners seine Musiker zu Höchstleistungen an und lässt aus dem Niedersächsischen Staatsorchester eine Big Band par excellence werden, die er mit Drive durch die Partitur Cole Porters leitet. Insgesamt also eine rundum gelungene Inszenierung von „Kiss me, Kate“, die in Hannover auf die Bühne gebracht wurde.
Text: Dominik Lapp