Musketiere (Foto: Dominik Lapp)
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Mantel- und Degenspektakel: „3 Musketiere“ in Münster

Ein großes Mantel- und Degenspektakel ist momentan in Münster zu erleben, denn das Freie Musical-Ensemble Münster widmet sich in diesem Jahr dem Musical „3 Musketiere“ von Rob und Ferdi Bolland, das auf dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas basiert. Darin erzählt wird die Geschichte des jungen D’Artagnan, der im Jahr 1626 nach Paris reist, um Musketier des Königs zu werden. Dabei lernt er die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis kennen und erlebt mit Ihnen ein großes Abenteuer, bis er letztendlich wirklich in die Leibgarde des Königs aufgenommen wird.

Erneut hat sich das semiprofessionelle Ensemble alle Mühe gegeben, um dem Publikum einen großen Musicalabend zu präsentieren. Ein Höhepunkt der Inszenierung von Ingo Budweg und Canan Toksoy sind das Bühnenbild, das sich über zwei Etagen erstreckt und den Zuschauer perfekt in das Frankreich des 17. Jahrhunderts eintauchen lässt, sowie die aufwändigen Kostüme, die den Zeitgeist der Handlung wunderbar widerspiegeln und mit Detailreichtum glänzen. Für die ausladende Ausstattung bei seinen Musicalproduktionen ist das Freie Musical-Ensemble Münster seit mittlerweile 16 Jahren bekannt – und alle Mitwirkenden packen dafür bei jeder Produktion monatelang tatkräftig mit an.

Hervorragend unterstützt werden die einzelnen Szenenbilder durch ein stimmiges Lichtkonzept, getragen wird die Story von einem rund 60-köpfigen Ensemble und dem 40-köpfigen Orchester. Alle Künstler sind mit vollem Einsatz dabei und machen mit ihrer Spielfreude kleinere gesangliche und schauspielerische Defizite wieder wett. Ingo Budweg und Canan Toksoy hatten einige schöne Regieeinfälle und lassen so zum Beispiel den Mob auf den Pariser Straßen wüten, während Kardinal Richelieu (solide: Christoph Bürgstein) sein Solo „Oh Herr“ singt.

Andere Solisten wurden dagegen von der Regie leider im Stich gelassen. Ob nun D’Artagnan (Ricardo Santos) seine Nummer „Heut ist der Tag“ singt, Milady de Winter (Sarah Hartmann) ihr „Milady ist zurück“ schmettert oder Athos (Melvin Schulz-Menningmann) seinen „Engel aus Kristall“ besingt, so geschieht dies immer nach demselben Schema mit den Solisten mittig am Bühnenrand, fixiert auf den Dirigenten. Das ist schade, weil die Regie hier sehr viel Potenzial verschenkt.

Nichtsdestotrotz kann vor allem Sarah Hartmann aus der Solistenriege positiv hervorstechen. Sie spielt die Milady de Winter mit starker Bühnenpräsenz und kraftvoller Stimme. Ebenso überzeugt Lisa Wenzel als Constance mit jugendlichem Charme und wohlklingender Stimme. Carsten Jaehner als mampfender Porthos und Philip Nuyken als Diener James haben immerzu die Lacher auf ihrer Seite und Ricardo Santos gibt einen tollpatschigen D’Artagnan.

Der Hauptgrund, weshalb sich ein Besuch der „3 Musketiere“ in Münster lohnt, ist aber das erstklassige Orchester – denn noch nie haben mehr Musiker dieses Stück zum Klingen gebracht. Dirigent Ingo Budweg agiert hochkonzentriert am Pult und fordert seinen 40 Musikern Höchstleistungen ab. Mal dominieren die Streicher, dann duellieren sich Blech- und Holzbläser, bis die harten Riffs der E-Gitarre den musikalischen Spannungsbogen in eine andere Richtung lenken. Insgesamt also wieder einmal eine sehenswerte Musicalproduktion vom Freien Musical-Ensemble Münster.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".