Wundervoller Spaß: „Spamalot“ in Oldenburg
Minutenlange stehende Ovationen, ein Publikum, das selbst nach dem letzten Vorhang und der Schlussmusik den Saal nicht verlassen möchte – eine sicher nicht alltägliche Situation am Staatstheater in Oldenburg, aber genau so geschehen bei der Premiere des Monty-Python-Musicals „Spamalot“. Eine durchweg fantastische und recht nah am Original orientierte Inszenierung, ebenso fantastische Darsteller bis in die kleinsten Rollen und ein großartiges Orchester versprechen einen rundum gelungenen Musicalabend, bei dem die Dialoge auf Deutsch und die Songs auf Englisch zu hören sind.
Die Inszenierung von Ekat Cordes befindet sich auf einem extrem hohen Niveau, die Gratwanderung zwischen gelungener Komödie und albernem Klamauk gelingt bestens. Von der ersten bis zur letzten Minuten wird das Publikum bestens unterhalten, wenn sich König Arthur und seine Ritter der Tafelrunde auf die Suche nach dem heiligen Gral begeben. Alle Sketche und Pointen in bester Monty-Python-Art sind dabei perfekt getimt und immer auf den Punkt – eine Glanzleistung von Regie und Darstellern.
Das Bühnenbild von Anike Sedello orientiert sich stark an der Originalinszenierung von „Spamalot“, wie sie auch in Köln und New York zu sehen war, und lässt die Zuschauer sehr gut ins Mittelalter eintauchen. Herzstück ist eine Festungsanlage, angedeutet durch ein Mauerelement mit Tor und zwei Türmen. Dargestellt wird damit Camelot genauso wie das Schloss der Franzosen. Der Wald wird durch zweidimensionale Baumstämme stilisiert, der Historiker, der das Stück einleitet, kann seine Erzählungen mithilfe einer überdimensionalen Karte Britanniens veranschaulichen, die aus dem Schnürboden herabgelassen wird – und selbst ein blau-gelbes Gummiboot für die Fee aus dem See fehlt nicht.
Dinah Ehms Kostüme sind ebenso sehenswert und spiegeln verschiedene Modestile wider. So trägt Arthur beispielsweise lila Turnschuhe und eine schwarze Leggins zu seinem lila glänzenden, geschuppten Gehrock – das Sahnehäubchen sind dabei ein kleines Prinzessinnen-Krönchen und zwei geflochtene Zöpfe, die sein Haupt zieren. Die Fee aus dem See hingegen glänzt ist in Mode der 1970er Jahre gehüllt. Ob goldener Hosenanzug oder silberne Pailletten – Navina Heyne darf als Fee die schönsten Kostüme tragen. Doch auch die Kostüme der Ritter können sich sehen lassen, wobei die Damen und Herren des Tanzensembles vom Handtuch über Unterwäsche bis hin zu Jeansröcken und goldenen Westen – um nur eine kleine Auswahl zu nennen – definitiv die meisten Kostümwechsel haben und dem Auge viel Abwechslung bieten.
Was „Spamalot“ zu einer richtig gelungenen Komödie macht, ist die Tatsache, dass es sich dabei weder um lieblos aneinandergereihte Blödeleien noch um eine bloße Bühnenadaption des Monty-Python-Films „Die Ritter der Kokosnuss“ handelt. Dieses Musical verbindet den berühmten schwarzen Humor der britischen Komikertruppe mit einem roten Faden, so dass neben all dem Klamauk auch für ein wenig Spannung gesorgt ist. Und als zum Schluss eine Zuschauerin auf die Bühne gebeten wird, weil die Ritter der heiligen Gral unter ihrem Sitz gefunden haben, hält es das Publikum vor Lachen fast nicht mehr auf den Sitzen.
Doch was wäre eine gut in Szene gesetzte Komödie ohne die passenden Darsteller! Hier hatte das Oldenburgische Staatstheater ein glückliches Händchen, denn jede Rolle wurde hervorragend besetzt. Allen voran ist es Thomas Birklein als „verwöhntes Aristokraten-Muttersöhnchen“ Arthur, der mit seinem akzentuierten Schauspiel glänzt, das Publikum durch sein komödiantisches Talent mitreißt und für etliche Lacher sorgt. Als erster Showstopper erweist sich so die als große Shownummer inszenierte Camelot-Szene „Knights of the Round Table“, in der Birklein richtig aufdreht („Who is your King?“).
Ebenso exzellent besetzt ist Navina Heyne als Fee aus dem See, die gelungen komödiantisch agiert, aber vor allem gesanglich mit ihrem glockenklaren Sopran brilliert. Mit ihrem Song „The Diva’s Lament“ gelingt ihr einer der stärksten Momente des Abends, was das Publikum lautstark mit Applaus honoriert. Herrlich komödiantisch spielen zudem Rüdiger Hauffe (u.a. Sir Robin), Gilbert Mieroph (u.a. Sir Lancelot), Vincent Doddema (Patsy), Bernhard Hackmann (u.a. Sir Galahad), René Schack (u.a. Sir Bedevere) und Klaas Schramm (u.a. Historiker) in mehreren Rollen, so dass es unnötig erscheint, einen von ihnen explizit hervorzuheben. Freilich nicht unerwähnt bleiben soll jedoch, dass sich der Song „Always look on the bright Side of Life“ als weiterer Showstopper erweist, was nicht nur dem Bekanntheitsgrad des Songs geschuldet sein dürfte, sondern durchaus auch an Vincent Doddemas Darstellung des Patsy liegt.
Besonders erwähnt werden müssen darüber hinaus Hannah Noack, Sévérine Studer, Sabrina Vieweber, Franziska Vosseler, Andreas Behme, Andreas Lutsch, Stefan Magner und Tobias Rechtien, die als Tanzensemble für richtig gute Bilder sorgen und mit synchronen Bewegungen und stimmigen Steppeinlagen (Choreografie: Sean Stephens) begeistern.
Und getragen werden all die überzeugenden Bühnenkünstler bei „Spamalot“ letztlich vom Orchester des Oldenburgischen Staatstheaters unter der Leitung von Axel Goldbeck, der seine Musiker mit Drive durch den Abend leitet und herausragend demonstriert, wie wundervoll ein Musical klingen kann, wenn der Klang eines Orchesters die Ohren der Zuschauer umschmeichelt. Hervorragend, wie sich die einzelnen Instrumente im Orchestergraben zu einem starken Klangkörper zusammenfügen und die Basis für einen rundum gelungenen Musiktheaterbesuch bilden. Prädikat: Empfehlenswert.
Text: Dominik Lapp