Gag-Feuerwerk: „Zustände wie im alten Rom“ in Meppen
Antik erscheint das Bühnenbild, die Inszenierung aber keinesfalls verstaubt. Ganz im Gegenteil: Das Musical „Zustände wie im alten Rom“ erweist sich im Theater Meppen als wahres Gag-Feuerwerk mit swingiger Musik und einer temporeichen Inszenierung von Julia Felthaus. Den Mut der Musikschule des Emslandes, ein Werk von Stephen Sondheim aufzuführen, belohnt das Publikum mit viel Applaus.
Dass das Stück – wie Sondheim generell – kein einfaches ist, zeigt schon der englische Originaltitel „A funny Thing happened on the Way to the Forum“. In Deutschland wusste man diesen sperrigen Titel nicht so recht zu übersetzen, weshalb das Stück hierzulande unter gleich drei Namen bekannt ist: In Meppen als „Zustände wie im alten Rom“ aufgeführt, kam es an anderen deutschsprachigen Bühnen schon unter dem Namen „Die spinnen, die Römer“ (frei nach dem Obelix-Zitat) und als „Toll trieben es die alten Römer“ auf die Bühne. Aber unter welchem Titel auch immer – es wird bei allen schnell klar, dass hier kein altertümlicher Historienschinken geboten wird, sondern Klamauk von seiner besten Seite.
Das Buch von Burt Shevelove und Larry Gelbart erzählt die Geschichte des gewitzten Sklaven Pseudolus, der mit allerhand Mitteln versucht, seine Freiheit zu erlangen. Im Handlungsverlauf von „Zustände wie im alten Rom“ ergeben sich dabei immer neue Irrungen und Wirrungen, so dass es für Regisseurin Julia Felthaus – die nebenbei auch noch die passende Choreografie entwickelt hat – gewiss keine leichte Aufgabe war, das flotte Spieltempo zu halten und die Gags mit dem perfekten Timing zu zünden. Aber es gelingt aufs Beste, weil Felthaus als Regisseurin ihr Handwerk versteht und auf eine fähige Darstellerriege zurückgreifen kann.
Allen voran ist es Brian Lüken, dessen Part sich als seine Paraderolle erweist. Den Sklaven Pseudolus gibt er raffiniert-schlitzohrig mit herrlicher Finesse. Auch die mitunter nicht leicht zu singenden Sondheim-Songs meistert er mit Bravour. Marina Billek glänzt schauspielerisch in ihrer nicht kleinen Hosenrolle und spielt ihren Hysterium angemessen überdreht. Kai Rupek ist ein wunderbar unter seiner Frau leidender Senex und Jarek Tammen gibt Erronius als senilen alten Mann, der eine Runde nach der anderen durch den Zuschauerraum dreht, was sich zu einem schönen Running-Gag entwickelt.
Ihrem Rollennamen mehr als gerecht wird Kerstin Röttgers als Senex‘ Ehefrau Domina, die großartig keifend agiert und vor allem den musikarmen zweiten Akt dadurch erheblich aufwertet. Markus Bucher spielt Hero buchbedingt zurückhaltend-schüchtern, lässt mit seinem strahlenden Gesang aufhorchen und schmachtet seiner Angebeteten vortrefflich hinterher. Als diese Angebetete, die junge Kurtisane Philia, steht ihm Stina Meiners in nichts nach. So ist sie nicht nur optisch eine Wucht, sondern überzeugt auch mit klarer Gesangsstimme und schauspielerisch als zurückgebliebene Jungfrau durch herrliche Naivität.
Der groß gewachsene Jakob Belle verleiht dem schlachterprobten Krieger Miles Gloriosus eine ordentliche Kontur, Wiebke Billek tut ihm dies als Soldat gleich und Jörn Tallen singt nicht nur sehr schön, sondern beweist schauspielerisch als Mädchenhändler Marcus Lycus eine enorme Bühnenpräsenz. Das positive Gesamtbild, das die genannten Darsteller zeichnen, machen Sonja Kaßburg, Jana Berentelg, Katharina Bueren-Janzen, Denise Pöttker und Christin Schröer als Kurtisanen perfekt.
Einfach, aber sehenswert ist das Bühnenbild, das drei römische Häuser zeigt, farbenfroh und detailliert dagegen sind die Kostüme von Helgard Classen-Seifert, während Holger Kaßburg und Niklas Berentzen die Szenen ins rechte Licht rücken und das Sounddesign von Lars Fitzner hervorragend ist.
Auch wenn „Zustände wie im alten Rom“ sicher nicht das stärkste Musical ist und der zweite Akt aufgrund der hektischen Entwicklungen in der Handlung im Vergleich zum ersten Akt musikalisch erheblich abfällt, hat es Julia Felthaus geschafft, inszenatorisch alles aus der Buchvorlage herauszuholen und eine rundum gelungene Musicalkomödie auf die Bühne gezaubert. Einen erheblichen Anteil daran hat aber auch Jason Weaver als Musikalischer Leiter, der nicht nur den Gesang der Darsteller wunderbar einstudiert hat, sondern dem es gelingt, dass seine vierköpfige Band ein großes Orchester nicht vermissen lässt. Denn da kommt das Schlagzeug mit Wumms, die Trompete tönt mit Schmackes, die Bassline wummert grandios und die Klaviertöne klingen zu jeder Zeit perfekt.
Text: Dominik Lapp