„Ohne Blut / Herzog Blaubarts Burg“ in Osnabrück (Foto: Stephan Glagla)
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Eindrucksvolles Psychogramm: „Ohne Blut / Herzog Blaubarts Burg“ in Osnabrück

Täter und Opfer, Rache und Versöhnung treffen aufeinander in dem Operndoppelabend „Ohne Blut / Herzog Blaubarts Burg“, den Intendant Ulrich Mokrusch am Theater Osnabrück als eindrucksvolles Psychogramm inszeniert hat und damit die Kurzoper „Ohne Blut“ von Péter Eötvös mit der Kurzoper „Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartók kombiniert. Das funktioniert so gut, dass man fast nicht merkt, dass es sich um zwei eigenständige Werke handelt.

Mokruschs Inszenierung erzählt eine durchgehende Zwei-Personen-Geschichte von einem Mann und einer Frau und ihrer tragischen Vergangenheit. Um beide Stücke gemeinsam zu denken, sind dafür dieselben Personen besetzt worden: Susann Vent-Wunderlich und Jan Friedrich Eggers spielen das Paar in beiden Opern.

Eine kammermusikalische Intimität wird aber nicht nur dadurch geschaffen, sondern auch durch die reduzierte Ausstattung von Okarina Peter und Timo Dentler, die ins Zentrum eine über die gesamte Bühnenbreite gehende und nach oben schier endlos wirkende Treppe gestellt haben. Im ersten Teil spielt die Geschichte unter der Treppe, im zweiten Teil wird diese um 180 Grad gedreht und Sängerin und Sänger bewegen sich auf dem Treppenkonstrukt – das allein lässt dem Publikum ein ums andere Mal den Atem stocken.

Doch es ist nicht nur das Auf und Ab auf der Treppe, sondern die starke Bühnenpräsenz und Perfektion, womit Susann Vent-Wunderlich und Jan Friedrich Eggers die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihren Bann ziehen. Ihre Rollen sind ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, sie spielen intensiv und singen großartig.

Hervorragend ist bei diesem Operndoppelabend zudem die Textverständlichkeit (es wird durchgängig auf Deutsch gesungen), was daran liegt, dass Solistin und Solist nicht gegen die musikalische Wucht aus dem Orchestergraben singen müssen – der ist nämlich leer, weil das etwa 50-köpfige Osnabrücker Symphonieorchester auf der Bühne hinter dem Treppenkonstrukt platziert wurde.

Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ hat eine ungewöhnliche Struktur, die ohne konventionelle Arien und Rezitative auskommt. Stattdessen wird die Handlung durch kontinuierliche musikalische Entwicklungen vorangetrieben. Dies gibt der Oper eine durchgehende Intensität und vermeidet Unterbrechungen im dramatischen Fluss.

Der innovativen Harmonik, die stark von der ungarischen Volksmusik beeinflusst ist, wird das Orchester vollends gerecht. Am Dirigentenpult kitzelt Andreas Hotz die unregelmäßigen Rhythmen Bartóks heraus und treibt seine Musikerinnen und Musiker zu Höchstleistungen an, so dass eine einzigartige Klangwelt entsteht, die eine düstere, mysteriöse Atmosphäre schafft, die perfekt zur Handlung passt.

Für ein düsteres Ambiente sorgt ebenso die Musik von Péter Eötvös, die er für „Ohne Blut“ komponiert hat. Auch diese moderne, oft atonale Klangsprache mit ihren komplexen Harmonien und dissonanten Strukturen beherrscht das Orchester bestens, so dass die tiefen emotionalen und psychologischen Ebenen der Oper verstärkt werden. Nach etwas mehr als zwei Stunden dann: begeisterter Applaus. Verdient.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".