Rosenkavalier (Foto: Dominik Lapp)
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Fantastisch: „Der Rosenkavalier“ in Berlin

Es ist ein langer – inklusive zwei Pausen – knapp fünfstündiger Opernabend, der aber wie im Flug vergeht. Denn jede Sekunde der Oper „Der Rosenkavalier“ in der Inszenierung von André Heller an der Berliner Staatsoper ist äußerst sehenswert und genauso hörenswert. Der Wiener Multimedia-Künstler Heller, der nie zuvor eine Oper auf die Bühne brachte, hat sich mit Wolfgang Schilly einen Co-Regisseur ins Boot geholt. Zusammen mit Bühnenbildnerin Xenia Hausner und Kostümbildner Arthur Arbesser haben sie eine fantastische Inszenierung geschaffen, die Richard Strauss‘ „Rosenkavalier“ in einem wunderbar frischen Gewand erscheinen lässt.

Das Kreativteam hat es jedoch nicht gewagt, die Handlung in die Gegenwart zu transferieren. Vielmehr wird die Geschichte klug erzählt, aber nicht neu gedeutet. Hellers „Rosenkavalier“ spielt im ersten Akt wie gewohnt im Schlafgemach der Feldmarschallin, das von Xenia Hausner im japanischen Stil gestaltet wurde. Der zweite Akt spielt in Faninals Stadtpalais, das an ein Kunstmuseum erinnert, und der dritte Akt wurde vom Vorstadt-Beisl in ein orientalisch anmutendes Palmenhaus verlegt. Das Bühnenbild reicht dabei bis über den Orchestergraben hinaus und schafft in Verbindung mit der Videotechnik von Günter Jäckle und Philip Hillers eine authentische Atmosphäre.

Nun mag man es vielleicht verfluchen, dass mit André Heller ein Fachfremder für die große Regieaufgabe verpflichtet wurden. Doch alle handelnden Figuren werden von Heller stark gezeichnet, klar geführt und von Arthur Arbesser in sehr kleidsamen Kostümen präsentiert. Besonders Octavian sticht dabei in seinen Rokoko-Kleidern stark hervor. Heller zeigt eine wunderschöne bunte Traum- und Fantasiewelt, die sehr gut zu Strauss‘ heiterem Werk im Stil der Opera buffa passt. Außerdem liefert er am Ende des dritten Akts ein perfektes Schlussbild für einen rundum gelungenen Opernabend.

Ebenso lässt die Solistenriege nichts zu wünschen übrig. So begeistert die wandelbare Camilla Nylund als wissende wie verschwiegene Feldmarschallin. Den hohen musikalischen Anforderungen ihrer Rolle wird Nylund dabei bestens gerecht. Mit ihrer wohlklingenden, mal sanften und dann doch wieder sehr voluminösen Stimme intoniert sie ihre Arien, glänzt mit ihrer starken Bühnenpräsenz und versteht es dabei dennoch, sich – wann immer nötig – im Schauspiel als auch im Gesang zurückzunehmen. Zudem zeigt Camilla Nylund eine exzellente Charakterentwicklung und läuft besonders im dritten Akt, im Moment des Verzichts, zu einer überragend dramatischen Größe auf, wofür sie vom Publikum völlig zu Recht gefeiert wird.

Rosenkavalier (Foto: Dominik Lapp)

Nicht weniger vom Publikum gefeiert wird Nadine Sierra, die eine couragierte Sophie gibt. Sierra vermag nicht nur optisch zu glänzen und ihrer Rolle eine herrliche jugendliche Leichtigkeit zu verleihen. Sie versteht es auch auf grandiose Art, das Publikum mit ihrer sicheren Stimmführung für sich zu vereinnahmen. Mit edlem Timbre und strahlenden Höhen gelingt ihr eine gesangliche Glanzleistung. Einen ungestümen, flammenden Octavian gibt hingegen Michèle Losier, die mit ihrem schlank geführten Mezzosopran besonders in den Höhen entzückt. Auch der spielfreudige Günther Groissböck wurde als Baron von Ochs perfekt besetzt. So schöpft er stimmlich aus dem Vollen und weiß schauspielerisch den vielschichtigen Charakter exzellent zu gestalten.

In den weiteren Rollen gibt es ebenfalls ausnehmend überzeugende Leistungen. Roman Trekel singt als Faninal geradezu hinreißend, Anna Samuil profiliert sich als Marianne Leitmetzerin mit souveränen Spitzentönen und Karl-Michael Ebner sowie Katharina Kammerloher erweisen sich als spielfreudiges Intrigantenpaar.

Dass die Staatsoper Unter den Linden der perfekte Aufführungsort für eine Oper wie „Der Rosenkavalier“ ist, zeigt sich natürlich auch bei der fabelhaften Akustik. Denn jedes Wort aus dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal ist sehr gut zu verstehen. Diese grandiose Akustik kommt zudem der Staatskapelle unter der Leitung von Zubin Mehta zugute.

Mehta legt ein eher gemächliches Tempo an den Tag, das den Gesangssolisten einen langen Atem abverlangt. Mit Präzision leitet er die Musiker aber durch die Partitur von Richard Strauss und sorgt dafür, dass die Blechbläser festlich strahlen und die Streicher genauso mit warmer Farbgebung verwöhnen. Am Ende gibt es deshalb nicht nur für die Akteure auf der Bühne, sondern völlig verdient auch für die Staatskapelle und Zubin Mehta nicht enden wollenden Applaus und Bravorufe.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".