Gelungenes Livestream-Konzert: „Robert Meyer – Mal sehen, was diesmal passiert“ in Hamburg
Die Corona-Zeiten sind hart. Geschlossene Theater und Bühnen bedeuten für Künstler, dass sie herbe Einnahmeverluste hinnehmen müssen. Immer mehr von ihnen verlagern ihren Job deshalb – zumindest vorübergehend – ins Internet, streamen Konzerte und bitten dafür um Spenden. Bereits zum zweiten Mal hat sich auch Musicaldarsteller Robert Meyer im heimischen Wohnzimmer vor die Kamera gestellt. Begleitet von Giorgio Radoja am E-Piano, singt er ein rund einstündiges Konzert mit dem Titel „Mal sehen, was diesmal passiert“, bei dem ihn Jeannine Michèle Wacker („Daddy Langbein“) als Duettpartnerin unterstützt.
Auch bei seinem zweiten virtuellen Konzert überlässt Robert Meyer nichts dem Zufall, selbst wenn der Titel etwas anderes suggeriert. Seine Livestream-Konzerte sind qualitativ hochwertig. Das Bild ist scharf, der Ton brillant, die Einspielfilme, die ihn bei den Vorbereitungen oder die Ankunft seiner Duettpartnerin zeigen, wirken sehr professionell. So verwundert es auch nicht, dass er nicht vor einem Bücherregal, sondern vor einem Greenscreen auftritt, der im Stream durch einen roten Vorhang ersetzt wird. Vor diesem virtuellen Vorhang singt Robert Meyer, der zuletzt im Musical „Tanz der Vampire“ auf der Bühne stand, natürlich die „Einladung zum Ball“ aus besagtem Musical, erzählt anschließend davon, dass er 13 Jahre alt war, als er mit dem „Phantom der Oper“ sein erstes Musical sah und singt sogleich die „Musik der Nacht“ aus ebendiesem Werk.
Meyer und sein Pianist Giorgio Radoja lernten sich durch ihre gemeinsame Arbeit bei den Freilichtspielen Tecklenburg kennen, wo Radoja die Position des Musikalischen Leiters beim Musical „Shrek“ innehatte und Robert Meyer als Lord Farquaad auf der Bühne stand. Mittlerweile sind beide ein gut eingespieltes Team, wie sich im Livestream-Konzert „Mal sehen, was diesmal passiert“ herausstellt.
„Drama ist so ein bisschen mein Ding“, sagt Robert Meyer nach den ersten beiden Nummern und stürzt sich mit „Javerts Selbstmord“ direkt auf den nächsten dramatischen Song, den er wie schon in Tecklenburg mit exzellenter Stimmführung und schöner Stimmfarbe intoniert, bevor er sich mit einer emotionalen Interpretation von „Dunkles Schweigen an den Tischen“ für die Rolle des Marius empfiehlt und dafür über die Chatfunktion viel virtuellen Applaus erhält.
Mit „All I care about“ aus „Chicago“ beweist Robert Meyer, dass er nicht nur das Drama beherrscht, sondern auch beschwingte Titel authentisch vermitteln kann. Mit Bodo Wartkes „Unsterblich verliebt“ präsentiert Meyer seine kabarettistische Seite, bevor er mit „Where’s the Girl“ aus Frank Wildhorns „The Scarlet Pimpernel“ wieder eine schmachtende Musicalnummer singt, in der er mit seiner volltönenden Stimme und dem lang anhaltenden, gefühlvollen Schlusston vollends überzeugt.
Mit Jeannine Michèle Wacker hat Robert Meyer für sein Konzert „Mal sehen, was diesmal passiert“ eine Duettpartnerin eingeladen, die er im Jahr 2014 bei einem gemeinsamen Engagement im Musical „We Will Rock You“ kennen lernte und die ganz passend einen Song aus dieser Show mitgebracht hat. Dass sie noch immer eine überzeugende Scaramouche abgibt, beweist sie mit ihrer starken Darbietung von „Somebody to love“, auf das schließlich „Crazy little Thing called Love“ im Duett mit Robert Meyer folgt, was das Finale des Streaming-Konzerts darstellt. Nachdem sie über Bühnenpannen und Auditionerlebnisse plaudern, verabschieden sie sich mit einer frischen Version von „Totale Finsternis“ aus dem Musical „Tanz der Vampire“ als Zugabe von ihrem begeisterten virtuellen Publikum.
Text: Dominik Lapp