Stimmige Inszenierung: „Rock of Ages“ in Kloster Oesede
Jukebox-Musicals sind im Grunde nichts anderes als Hitshows, die aus bekannten Songs bestehen und deren Handlung dabei häufig Nebensache ist. In diese Schublade kann man zweifelsohne auch „Rock of Ages“ stecken, das ebenfalls nur eine dünne Handlung aufweisen kann, aber von Max Messler (Regie) und Brady Harrison (Choreografie) temporeich auf die Waldbühne Kloster Oesede gebracht wurde.
Buchautor Chris D’Arienzo hat für das Musical mehr als 30 Songs der 1980er Jahre in einer Story verwoben, die das Publikum mitnimmt auf den Sunset Strip in Los Angeles, wo Sherrie und Drew von einer Karriere träumen – sie von einer als Schauspielerin, er von einer als Musiker. Geradezu genial hat D’Arienzo die Rocknummern in die Handlung eingebaut, die Dialoge wurden von Holger Hauer wunderbar flapsig und mit vielen deutschen Anspielungen übersetzt.
Den flapsigen, nahezu parodistischen Humor transportiert Regisseur Max Messler in seiner Inszenierung exzellent und setzt dabei vor allem auf Tempo und die rasanten Choreografien von Brady Harrison, der dem semiprofessionellen Ensemble Höchstleistungen abverlangt. Verpackt wurde alles in einem wandelbaren Einheitsbühnenbild und stimmigen Kostümen, die das abgewrackte Flair der Achtziger widerspiegeln.
Mit Robin Reitsma, der schon im Musical „Bat out of Hell“ rockte, wurde ein Stargast engagiert, der kurzerhand für den ursprünglich vorgesehenen, doch leider verletzten Hauptdarsteller Jan-Marten Gerve die ersten vier Vorstellungen übernimmt. Reitsma gibt einen schüchternen Drew, der von einer Karriere als Rockstar träumt. Dabei glänzt er dank kräftiger Stimme in seinen Songs ebenso wie in den leisen Momenten und im Zusammenspiel mit Annika Wesselkamp als Sherrie.
Letztere erweist sich als semiprofessionelle Darstellerin wieder einmal als wahrer Glücksfall für die Waldbühne Kloster Oesede. Schon vor zehn Jahren bewies sie in der weiblichen Hauptrolle im Musical „Eine Hochzeit zum Verlieben“ eine enorme Bühnenpräsenz, die ihr auch in „Rock of Ages“ wieder zugutekommt. Doch Annika Wesselkamp liefert ebenso schauspielerisch und tänzerisch überzeugend ab und bringt ihre voluminöse und klangschöne Gesangsstimme sehr gut zur Geltung. Ihre schauspielerischen Höhepunkte sind dabei das Date mit Drew auf der Picknickdecke und die witzige Sexszene mit Stacee Jaxx auf der Toilette.
Als Jaxx zeichnet Timm Hellermann ein gelungenes Porträt eines abgehalfterten Rock-Megastars, der nach dem Ausstieg aus seiner Band als Solokünstler abstürzt. Kerstin Hartberger siedelt die Stripclub-Besitzerin Justice Charlier irgendwo zwischen Femme fatale und herzensguter Puffmutter an, Anna Snöink gibt als Regina eine rebellische Stadtplanerin, Arne Thiede mimt als Lonny einen Erzähler mit Hang zur Comedy und Mathias Olschewski kann als Dennis überzeugen. Für viele Lacher sorgen zudem Michael Dreier und Fabian Holz als Vater-Sohn-Gespann Klinemann. Nicht nur der herrlich aufgesetzte niederländische Akzent, sondern vor allem Holz‘ affektiertes Auftreten sorgen wiederholt für Belustigung im Publikum.
Die sechsköpfige Band um Christian Tobias Müller (Musikalische Leitung und Keyboard) ist stückbedingt in die Handlung und das Bühnenbild integriert und rockt vom Feinsten, wenngleich die Soundanlage etwas zu leise für die Rockhits der Eighties eingestellt ist. Am Ende jubelt das Publikum und feiert die stimmige Inszenierung von „Rock of Ages“ samt Ensemble.
Text: Dominik Lapp