„Rock of Ages“ (Foto: Nico Moser)
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Klang der Achtziger: „Rock of Ages“ auf Tour

Jukebox-Musicals sind sicherlich keine musiktheatralischen Meilensteine – so auch nicht „Rock of Ages“, das einst für kleine Rockschuppen konzipiert wurde, später den Sprung an den Broadway schaffte und schließlich als Film mit einem Budget von circa 75 Millionen US-Dollar und einem weltweiten Einspielergebnis von nur etwa 52 Millionen US-Dollar gnadenlos floppte. Immerhin schafft es das Stück aber, das Genre Musical genauso wie die Rockszene der Achtziger wunderbar zu persiflieren – das ist in der Neuinszenierung von Alex Balga, die ShowSlot gerade auf große Tour schickt, durchaus unterhaltsam.

Wir befinden uns auf dem Sunset Strip in Los Angeles, mitten in den Achtzigern. Drew (Felix Freund) jobbt im „Bourbon Room“ und träumt von einer Karriere als Rockstar. Sherrie (Julia Taschler) ist gerade neu in der City, um als Schauspielerin durchzustarten. Zwischen beiden entwickelt sich – natürlich – eine Lovestory, die aber immer wieder in den Hintergrund gerät. Buchautor Chris D’Arienzo hat für das Musical mehr als 30 Songs der Achtzigerjahre genial in einer dünnen Story verwoben, deren Dialoge von Holger Hauer herrlich flapsig und mit vielen deutschen Anspielungen übersetzt wurden. Die stimmige Inszenierung von Alex Balga wird dominiert von Rockmusik, Neonlichtern und – damals noch geduldetem – Sexismus.

Das statische Bühnenbild von Sam Madwar sieht richtig gut aus, ist detailverliebt und zeigt in erster Linie den „Bourbon Room“ sowie die Silhouette von L.A. Ortswechsel werden durch leuchtende Neonschilder visualisiert, Dynamik entsteht immer dann, wenn mehrere Handlungen parallel spielen oder die rasante Choreografie von Natalie Holtom zum Einsatz kommt. Für einen coolen Look sorgen außerdem die Kostüme von Mara Lena Schönborn und das stimmungsvolle Lichtdesign von Michael Grundner, das einerseits die Atmosphäre eines Rock-Konzerts entstehen lässt, andererseits aber etwas zu oft das Publikum blendet – zum Beispiel dann, wenn Drew in einem Cabrio fährt und die Schweinwerfer des Autos beinahe unaufhörlich direkt ins Auditorium strahlen.

Felix Freund kann als Drew schauspielerisch wie gesanglich glänzen und ist glaubwürdig als der schüchterne Typ, der von einer Karriere im Rockgeschäft träumt. Stimmlich harmoniert er zudem sehr gut mit Julia Taschler, die eine großartige Sherrie abgibt. Als Stacee Jaxx zeichnet Sascha Lien mit rauer Rockröhre das Porträt eines abgehalfterten Rocksängers, Amanda Whitford begeistert mit souliger Stimme als Stripclub-Besitzerin Justice Charlie und Linda Holmgren gibt als Regina eine rebellische Stadtplanerin. Für Lacher sorgen Benjamin Hauschild und Jakob Wirnsperger als Hertz und Franz Kleinmann.

Der heimliche Star der Show ist allerdings Timothy Roller als Lonny, der mit seinem Musical-Handbuch wie ein Erzähler und Kommentator durch die Handlung führt und dem Publikum die Basics mit auf den Weg gibt – so braucht jedes gute Musical natürlich eine Lovestory und Jazz Hands. „Jazz Hands funktionieren immer.“ Mit exzellent geführter Stimme und gutem komödiantischen Timing macht sich Roller seine Rolle zu eigen.

Ein echtes Novum bei ShowSlot ist, dass die Musik mal nicht aus der Konserve kommt, sondern live gespielt wird. Die vierköpfige Band (Musikalische Leitung: Pascal Kierdorf) ist gut sichtbar innerhalb des Bühnenbilds untergebracht und meistert die Songs der Achtziger mit Bravour. Am Ende bleibt zwar die wirklich dünne Handlung, aber immerhin auch eine kurzweilig-unterhaltsame Inszenierung mit guter Musik, wofür das Publikum bereitwillig stehende Ovationen spendet.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".