„School of Rock“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)
  by

Mit Herz, Humor und talentierten Kids: „School of Rock“ in Osnabrück

Es ist laut, es ist wild, es ist grandios: Das Musical-Amateurprojekt Osnabrück bringt mit seiner Inszenierung von „School of Rock“ das Auditorium zum Beben. Unter der Regie von Anna-Lena Handt entsteht ein mitreißender Abend (Gesangseinstudierung: Dennis Brause), der die Zuschauerinnen und Zuschauer vom ersten Gitarrenriff an begeistert – fast so, wie es in einem Song in der Show heißt: „Raste einfach aus!“

Im Mittelpunkt des auf dem gleichnamigen Film basierenden Musicals von Andrew Lloyd Webber (Musik), Julian Fellowes (Buch) und Glenn Slater (Songtexte) steht der erfolglose Musiker Dewey Finn, der sich kurzerhand als Aushilfslehrer an einer Eliteschule ausgibt und mit einer Gruppe begabter Schülerinnen und Schüler eine Rockband gründet. Harri Lorenz spielt diese Rolle mit unglaublicher Energie – chaotisch, witzig, herzlich und mit großem musikalischem Einsatz.

Ihm zur Seite steht Marie-Denise Großpietsch als Schuldirektorin Rosalie Mullins – eine Mischung aus Strenge und Charme, stimmlich souverän und schauspielerisch präsent. Benedikt Gottuk bringt als nerdiger Ned Schneebly feinen Humor auf die Bühne, während Leonie Krämer die Rolle der kontrollierenden Patty mit viel Biss und Haltung ausfüllt.

„School of Rock“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)

Doch es sind die Kinder, die das Publikum restlos begeistern. Amelie Plutka glänzt als selbstbewusste Bandmanagerin Summer, Marlene Harder rührt als Leadsängerin Tomika mit ihrer gefühlvollen Darstellung, und Andy Truong überzeugt als Gitarrist Zack mit echtem Rock-Appeal. Auch Anton Lutermann als Keyboarder Lawrence, Louis Östreich als Drummer Freddy und Ida Quappen als Bassistin Katie zeigen starke Leistungen – sie alle spielen ihre Instrumente live auf der Bühne, singen, tanzen und spielen mit beeindruckender Sicherheit. Besonders bemerkenswert bei dieser Produktion: Einige Kinder erlernten ihr Instrument eigens für die Show innerhalb eines Jahres – und stehen nun auf der Bühne, als hätten sie nie etwas anderes getan.

Besonders hervorzuheben ist zudem die grandiose Regiearbeit von Anna-Lena Handt, die mit sicherem Gespür für Timing, Energie und Emotion das Ensemble – und damit vor allem auch die Kinder – zu Höchstleistungen führt. Sie versteht es meisterhaft, die Balance zwischen rockiger Rebellion und herzerwärmendem Teamgeist zu halten.

Ebenso gelungen ist die deutsche Übersetzung von Timothy Roller, der die Wortspiele und Songtexte pointiert ins Deutsche übertragen hat, ohne dabei den Esprit des Originals zu verlieren. Schade nur, dass der Gag nicht zündet, wenn Summer beim Vorsingen „Memory“ aus „Cats“ anstimmt und Dewey prompt ruft: „Schrecklich! Wer hat das geschrieben?“ Der Witz verfehlt seine Wirkung wohl deshalb, weil viele im Publikum gar nicht wissen, dass sowohl „Cats“ als auch „School of Rock“ von Andrew Lloyd Webber stammen.

„School of Rock“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)

Die Choreografie von Larissa Fühner bringt Dynamik und Energie ins Spiel – von rebellischen Rockposen bis zu fein abgestimmten Gruppenbewegungen. Wenn nicht gerade die Schulband auf der Bühne spielt, ist es die sechsköpfige Band unter der Leitung von Jörg Niedderer, die die stimmige Musik von Lloyd Webber – der mit „School of Rock“ zum Stil seiner Frühwerke wie „Jesus Christ Superstar“ und „Evita“ zurückgefunden hat – exzellent intoniert und für einen kraftvollen Klang sorgt.

Das Bühnenbild zeigt sich genauso einfallsreich wie funktional: Zwei große rollbare Gestelle mit klapp- und drehbaren Elementen verwandeln sich im Handumdrehen in neue Räume – ob die Horace Green School, Neds Wohnung, eine Bar oder eine Konzertbühne. Die schnellen Wechsel halten das Tempo hoch und unterstützen die Inszenierung visuell hervorragend. Auch die Kostüme überzeugen: Die Kinder tragen klassische Schuluniformen, Erwachsene erscheinen als Lehrer, Eltern oder Rockmusiker – stets stimmig, durchdacht und sichtbar an die Originalproduktion angelehnt, wie sie am Broadway und im West End zu sehen war.

Diese Detailtreue verleiht der Inszenierung in Osnabrück, die alles andere als ein Amateurprojekt ist, eine professionelle Optik, die diesem leidenschaftlichen, kraftvollen und durchweg gelungenen Stück vollends gerecht wird. Kein Wunder also, dass das Publikum von der ersten Minute an voll mitgeht und die Mitwirkenden am Ende mit stehenden Ovationen feiert.

Text: Dominik Lapp

„School of Rock“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)
Avatar-Foto

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".