„Something Rotten!“ in Linz (Foto: Reinhard Winkler)
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Angriff auf die Lachmuskeln: „Something Rotten!“ in Linz

Mit „Something Rotten!“ bringt das Landestheater Linz eine schwungvolle, respektlose Hommage an das Musical-Genre auf die Bühne – und feiert damit die deutschsprachige Erstaufführung der Broadway-Show, nachdem es in der Spielzeit 2023/2024 eine englischsprachige Produktion in Frankfurt gab.
 
Die Musik und Songtexte von Wayne und Karey Kirkpatrick sowie das Buch von John O’Farrell und Karey Kirkpatrick liefern eine turbulente Mischung aus Satire, Slapstick und unzähligen Anspielungen auf große Klassiker wie „Les Misérables“, „Cats“ oder „West Side Story“.
 
Musikalisch geht es durch ein Feuerwerk von Stilen – Broadway-Klänge treffen auf Rock, dazu gesellen sich überraschende Rap-Elemente. Die Band „The Rotten Eggs“ unter der Leitung von Tom Bitterlich sorgt für den perfekten Klangteppich. Die deutsche Fassung von Roman Hinze und Niklas Wagner überzeugt mit treffsicherem Wortwitz, der glücklicherweise den Charme des Originals bewahrt.
 
Das Ensemble glänzt mit Spielfreude und Witz: Gernot Romic brilliert als verzweifelter Theatermacher Nick Bottom mit grandioser Mimik, während Christian Fröhlich als Will Shakespeare eine herrliche Popstar-Attitüde auf die Bühne bringt. Lukas Sandmann überzeugt als sensibler Dichter Nigel, Valerie Luksch als Portia begeistert mit literarischer Leidenschaft und Daniela Dett liefert als exzentrische Wahrsagerin Nancy Nostradamus eine bizarre Show. Sanne Mieloo gibt Bea als starke, emanzipierte Frauenfigur, während Karsten Kenzel als Puritaner Jeremiah mit ironischem Witz punktet.
 
Regisseur Matthias Davids hält das Tempo hoch und inszeniert das Stück mit großem Gespür für Timing und Humor. Kim Duddys Choreografie setzt die Handlung mit einer Mischung aus Eleganz und Komik in Szene. Das Bühnenbild von Andrew D. Edwards zeigt eine raffinierte Holzkonstruktion, die an Shakespeares Globe Theatre erinnert und schafft damit die perfekte Kulisse für „Something Rotten!“. Dazu kommen die farbenfrohen, detailreichen Kostüme von Adam Nee, die die Mode der Renaissance mit einer Prise augenzwinkernder Übertreibung aufgreifen.
 
Das Ergebnis: Ein Abend voller Witz, Tempo und mitreißender Musik – ein Angriff auf die Lachmuskeln und eine grandiose Verbeugung vor der Welt des Musicals. Unbedingt sehenswert!
 
Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.