Steffi Regner (Foto: Dominik Lapp)
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Gelungenes Konzert auf dem Kulturgut: Steffi Regner in Hasselburg

Endlich ist es wieder möglich, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Zwar gelten nach wie vor Abstands- und Hygieneregeln, aber immerhin kann der Kulturbetrieb nach dreieinhalbmonatiger Zwangspause langsam wieder anlaufen. Die Corona-Krise verhinderte auf dem wunderschönen Kulturgut Hasselburg an der Ostsee in diesem Jahr zwar die Wiederaufnahme des Musicals „Mona Lisa“, doch Gutsbesitzer Constantin Stahlberg und Regisseurin Sandra Keck haben stattdessen kurzerhand ein abwechslungsreiches Kleinkunstprogramm auf die Beine gestellt. Im Rahmen dieses Programms, das bei gutem Wetter im Innenhof und bei Regen in der zum Theatersaal umgebauten Scheune stattfindet, war jetzt Steffi Regner zu Gast.

Die Künstlerin, die sowohl eine Musicalausbildung als auch ein klassisches Gesangsstudium absolvierte und unter anderem die Hauptrolle im Musical „Die fabelhafte Welt der Amélie“ spielte, hat bei ihrem Konzert Lieder aus Oper, Klassik und klassischen Musicals im Gepäck. Am Konzertabend regnet es zwar nicht, doch die Tage zuvor hat der Regen die Wiese im Innenhof so stark aufgeweicht, dass die Sängerin in die Theaterscheune ausweicht, die mit ihren 74 Metern Länge und 24 Metern Breite als Deutschlands größte Reetdachscheune gilt.

Eine wunderbare Atmosphäre herrscht in dieser Scheune, wo die Zuschauer zwischen den Balken des Fachwerkbaus im Halbkreis um die kleine Bühne verteilt sitzen. Ihr Konzert eröffnet Steffi Regner, indem sie in die Rolle des wohl bekanntesten Kindermädchens der Welt schlüpft. Mit dem Song „Völlig ohne Fehler“ aus dem Musical „Mary Poppins“ schickt sie sogleich voraus, was für ein erstklassiger Abend dem Publikum bevorsteht, bei dem Regner nicht nur gesanglich in jeder Nummer glänzt, sondern auch mit ihrer Ausstrahlung punktet.

Steffi Regner (Foto: Dominik Lapp)

Aus Georg Friedrich Händels Oper „Giulio Cesare“ hat die Sängerin die Arie der Cleopatra mitgebracht. In dieser melancholisch durchwehten Nummer verzaubert sie mit ihrem strahlenden Sopran, bevor sie mit „Grünfink und Nachtigall“ aus Stephen Sondheims „Sweeney Todd“ exzellent von der Oper ins klassische Musical wechselt und dort mit einer Nummer aus der „West Side Story“, bei der sie gleich mehrere Charaktere singt, verweilt. „Als gebürtige Salzburgerin musste ich natürlich auch etwas von Mozart mitbringen“, sagt Steffi Regner und singt vor der Pause Mozarts „Exsultate, jubilate“. Sinnlich jubilierend brilliert Regner in dieser anspruchsvollen Motette, wofür sie vom Publikum mit reichlich Applaus gefeiert wird.

Mit dem Song „Schon so lang“ steigt die sympathische Künstlerin nach der Pause ins Programm ein und bekleidet damit eine altbekannte Rolle, die sie bereits auf der Felsenbühne Staatz im Musical „Les Misérables“ spielen durfte. In diesem Lied denkt die junge Cosette im Garten ihres Hauses in der Pariser Rue Plumet an ihren geliebten Marius – und Steffi Regner schafft es im Handumdrehen, sich diese Rolle wieder zu eigen zu machen und das Gefühl von Verliebtsein zu transportieren. Mit einer Arie aus „Cosi fan tutte“ hat die Salzburgerin außerdem einen weiteren Mozart mitgebracht, bevor sie wieder ins Musicalfach wechselt und zunächst einmal mit Kurt Weills „Lady in the Dark“ ins Jahr 1941 reist, um anschließend mit einem stimmigen Medley aus „The Sound of Music“ ein weiteres Stück Kulturgut aus ihrer Heimatstadt Salzburg zu Gehör zu bringen.

Zwischen den einzelnen Liedern geht Steffi Regner mit dem Publikum ein wenig auf Tuchfühlung, erzählt Anekdoten aus ihrem Künstlerinnenalltag und berichtet davon, dass sie in der Corona-Krise im Gegensatz zu vielen Kolleginnen und Kollegen noch Glück hatte, da sie gerade mit dem Musical „Bibi und Tina“ auf großer Arenatour war, die sich jedoch in den letzten Zügen befand, so dass nur noch die letzten Vorstellungen abgesagt werden musste, als der große Shutdown eintrat. Mit „You’ll never walk alone“ aus dem Musical „Carousel“ verabschiedet sich Steffi Regner von ihrem begeisterten Publikum und schickt damit in der schweren Corona-Zeit ein optimistisches Zeichen in Welt, bevor sich das Publikum eine Zugabe erklatscht und Regner noch einmal „The Sound of Music“ anstimmt.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".