Packende Horrorstory: „The Fall of the House of Usher“ in Hannover
Die Inszenierung von Philip Glass‘ Oper „The Fall of the House of Usher“ im Ballhof der Staatsoper Hannover beeindruckt durch eine strenge geometrische Ästhetik, die durch das Bühnenbild von Anna-Sofia Kirsch und die minimalistische Musik eine faszinierende Symbiose eingeht. Ein quadratischer Rahmen, der schräg nach oben verläuft, und eine Vielzahl an Bildschirmen (Video: Lukas Eicher) schaffen eine visuelle Strenge (Licht: Uwe Wegner), die die beklemmende Atmosphäre der Vorlage von Edgar Allan Poe unterstreicht.
Die Handlung dreht sich um William, der auf Bitten seines Jugendfreundes Roderick Usher in dessen verfallenes Haus eilt und dort auf eine düstere Vergangenheit stößt, die von Erinnerungen und Ungewissheit geprägt ist. Regisseurin Victoria Stevens interpretiert die harmonischen Duette von William und Roderick als Ausdruck einer tiefen Verbindung, vielleicht sogar Liebe, was dem Stück eine emotionale Ebene verleiht.
Petra Radulovic, die die Rolle der Madeline Usher übernimmt und fast durchgängig nur mit Slip und Bluse bekleidet ist (Kostüme: Charlotte Werkmeister), beeindruckt als stumme Projektionsfläche für die Unsicherheiten der Vergangenheit. Ihre exzellente Darbietung, die sich auf Vokale beschränkt, schafft eine mysteriöse und eindringliche Präsenz. Stark ist zudem die Darstellung ihrer jüngeren Selbst durch ein Mädchen mit einer weißen Kiste, was sehr gut die Bruchstücke der Erinnerung visualisiert.
Peter O’Reilly als Roderick Usher überzeugt durch seine kraftvolle Interpretation eines innerlich zerrissenen Charakters. Seine Darstellung bringt die seelischen Qualen und den inneren Aufruhr des Protagonisten eindrucksvoll zur Geltung. Die Szenen aus der Jugend und die dunklen Textpassagen auf den Bildschirmen ergänzen diese Darstellung und verstärken die bedrückende Atmosphäre. Großartig singt und agiert zudem Lluis Calvet i Pey als William.
Das Niedersächsische Staatsorchester, ergänzt durch einen Gitarristen, meistert die anspruchsvolle Musik von Philip Glass unter der Leitung von Carlos Vázquez präzise und trägt so wesentlich zur Intensität der Aufführung bei. Die Sängerinnen und Sänger des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Hannover bringen die vielschichtige Angst und Beklemmung der Schauerliteratur grandios auf die Bühne und begeistern damit das Publikum.
Insgesamt gelingt es der Inszenierung, die emotionalen Schichten und die düstere Atmosphäre der Vorlage von Poe in eine fesselnde musikalische und visuelle Erfahrung zu verwandeln. So ist „The Fall of the House of Usher“ in Hannover eine packende und beeindruckende Darbietung, die im Gedächtnis bleibt.
Text: Dominik Lapp