Sehenswert trotz Längen: „Und täglich grüßt das Murmeltier“ in Hildesheim
Guten Tag. Im Nachfolgenden lesen Sie gleich eine Rezension. Guten Tag. Im Nachfolgenden lesen Sie gleich eine Rezension. Guten Tag. Im Nachfolgenden lesen Sie gleich eine Rezension. Nein, das ist kein Fehler. Aber beim Musical „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wird das Publikum auf genau diese Art mit der sich wiederholenden Begrüßungsansage vor der Vorstellung darauf eingestimmt, was in den kommenden zweieinhalb Stunden zu erwarten ist: TV-Wettermann Phil Connors ist in einer Zeitschleife gefangen. Ausgerechnet am Murmeltiertag („Groundhog Day“).
Das Theater für Niedersachsen in Hildesheim bringt das Musical von Tim Minchin (Musik und Songtexte) und Danny Rubin (Buch) erstmals in deutscher Sprache auf die Bühne. Regisseur Jens Daryousch Ravari hat den Stoff des berühmten Films aus den Neunzigerjahren durchaus gelungen inszeniert, auch wenn der erste Akt buchbedingt etwas an Fahrt verliert. Dafür entschädigen jedoch doch die starken Ensemble-Leistungen und der packende zweite Akt.
Die Handlung um den zynischen Phil Connors, der in einer Zeitschleife gefangen ist und denselben Tag immer und immer und immer und immer wieder erleben muss, bietet reichlich Potenzial für humorvolle wie auch tiefsinnige Momente. Doch gerade im ersten Akt wird dieses Potenzial nicht vollständig ausgeschöpft. Der stetige Kreislauf aus immer und immer und immer und immer gleichen Erlebnissen (na, sind Sie schon genervt?) trägt dazu bei, dass sich die Geschichte etwas zieht und zieht und zieht und zieht. Was schon beim Film unglaublich genervt hat, lässt auch auf der Bühne zwischendurch die Dynamik vermissen.
Doch der zweite Akt entschädigt vollends für die anfänglichen Längen. Hier gewinnt das Stück an Tempo und Dramatik, und es entwickeln sich emotional packende Szenen. Besonders die musikalischen Höhepunkte, darunter ein fesselndes Solo von Katharina Wollmann als Nancy, verleihen der Inszenierung große Intensität. Auch eine großartige Steppnummer (Choreografie: Doris Marlis) sorgt für einen gelungenen Rhythmuswechsel und begeistert das Publikum.
Die Leistungen des Ensembles sind durchweg überzeugend, wobei Jürgen Brehm als Phil Connors besonders hervorsticht. Er fängt die Entwicklung der Figur, vom zynischen Egoisten hin zu einem nachdenklichen, geläuterten Mann, differenziert und mit viel Charme sowie einer wohlklingenden Stimme ein. Elisabeth Köstner als Rita Hanson bildet dazu den perfekten Gegenpart – ihre natürliche Ausstrahlung und warme Bühnenpräsenz sowie die starke gesangliche Leistung machen jede ihrer Szenen sehenswert. Im Zusammenspiel sind Brehm und Köstner eine Wucht!
Auch Samuel Jonathan Bertz in der Rolle des Larry, Ömer Örgey als Ned Ryerson und Silke Dubilier als Mrs. Lancaster leisten großartige Arbeit und runden das Ensemble ab. Ebenfalls überzeugend in ihren Rollen sind zudem Karsten Oliver Wöllm (Jenson), Lucia Bernadas Cavallini (Debbie), Jack Lukas (Fred) und Christopher Wernecke (Sheriff).
Das Bühnenbild von Felix Wienbürger ist bewusst minimalistisch gehalten – ein kluger Schachzug, denn die Produktion wird auch kleinere Spielstätten besuchen. Trotz der Sparsamkeit ist das Set stets funktional und stimmig und unterstützt die unterschiedlichen Szenen des Stücks auf effektive Weise. Die Kostüme von Sybille Gänßlen-Zeit tragen mit ihren dezenten Anspielungen auf die Neunzigerjahre zur Atmosphäre bei, ohne sich dabei zu sehr aufzudrängen.
Einzig die inszenierte Nostalgie in einer Szene des ersten Akts wirkt etwas überzogen: Wenn zehn Menschen nebeneinander am Bühnenrand stehen und mit gehobenem Kinn beim Singen bedeutungsvoll ihren Blick von links nach rechts durch das Auditorium schweifen lassen, als würden sie einem Vogelschwarm hinterherschauen, erinnert dies doch eher an viel zu pathetischen Inszenierungskitsch als an eine lebendige Bühnenszene. Das mag in den Neunzigern in Mode gewesen sein, aber doch bitte nicht mehr im Jahr 2024.
Musikalisch begleitet eine siebenköpfige Band unter der Leitung von Andreas Unsicker das Stück auf hohem Niveau. Die Musik von Tim Minchin, die zwischen rockigen Nummern, Balladen und humorvollen Songs pendelt, kommt dabei stets gut zur Geltung.
Insgesamt zeigt „Und täglich grüßt das Murmeltier“ in Hildesheim, dass die Bühnenversion des Kultfilms nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen kann. Trotz einiger Längen im ersten Akt hinterlässt das Musical einen positiven Eindruck und bietet dank der starken darstellerischen und musikalischen Leistungen einen rundum gelungenen Musicalabend.
Text: Dominik Lapp