„Die große Weihnachtsshow“ (Foto: Dennis Mundkowski)
  by

Funkelnd und glitzernd: „Die große Weihnachtsshow“ in Hamburg

Das Wetter ist zurzeit herbstlich grau uns nass. Wer dieser düsteren Tristesse entfliehen möchte, ist im First Stage Theater Hamburg bestens aufgehoben. Dort steht nämlich wie in jedem Jahr zur Vorweihnachtszeit „Die große Weihnachtsshow“ auf dem Programm und entführt für zwei Stunden in eine genauso funkelnde wie glitzernde Weihnachtswunderwelt.

Schon beim Betreten des Theaters lässt man den Alltag im wahrsten Sinne des Wortes hinter sich und wird geradezu erschlagen von weihnachtlichem Flair: Lichterketten und Girlanden so weit das Auge reicht, festlich geschmückte Weihnachtsbäume, Lametta, Schnee- und Weihnachtskugeln, Sterne und ein überlebensgroßer Nussknacker begrüßen das Publikum. Ein Teil des Foyers ist als Eispalast ganz in Silberglitzer gehalten, im Außenbereich gibt’s in einer Hütte Glühwein.

Dadurch also bestens in Weihnachtsstimmung versetzt, betritt man den Saal und befindet sich in der Empfangshalle eines weihnachtlich dekorierten Hotels. Mehrere prächtige Kronleuchter hängen von den Decken, die Wände des Zuschauerraums sind mit Lichterketten und roten Vorhängen ausgestattet, schon beim Betreten des Saals gibt es eine Preshow und es singt eine Combo Weihnachtslieder.

In dem dann folgenden Showprogramm erlebt das Publikum, wie die Gäste realisieren müssen, dass sie im verzauberten Hotel Saphir eingecheckt haben und es erst wieder verlassen können, wenn sie den Zauber und wahren Wert des Weihnachtsfests erkannt haben. Ein 42-köpfiges Ensemble, bestehend aus den Schülerinnen und Schüler der Stage School Hamburg, übernimmt dabei verschiedene Rollen. Wir treffen auf die Hoteldirektorin, den Concierge, verliebte und nicht mehr ganz so verliebte Paare, Figuren aus einem Schwarzweißfilm, Tänzerinnen und Tänzern, Sängerinnen und Sänger.

„Die große Weihnachtsshow“ (Foto: Dominik Lapp)

Einzelne Mitwirkende hervorzuheben, ist angesichts der starken kollektiven Gesamtleistung nahezu unmöglich, denn die schauspielerischen, tänzerischen und gesanglichen Leistungen aller Damen und Herren sind herausragend. Großartig verschmelzen hier die drei Disziplinen des Musicals zu einem Kunstwerk, das optisch durch ein fabelhaftes Bühnenbild, wunderschöne Kostüme und ein exquisit darauf abgestimmtes Lichtdesign unterstützt wird.

Für die Musik zeichnet eine vierköpfige Band verantwortlich, die bekannte Weihnachtsklassiker genauso wie ausgewählte Musicalsongs spielt und das Ensemble so durch den Abend trägt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben witzige wie emotionale Momente. Wenn ein Paar auf der Galerie der Hotellobby besingt, wie es sich kennen gelernt hat und im Vordergrund jedes gesungene Wort und jede Emotion durch eine mitreißende Choreografie und ästhetische Körpersprache visualisiert wird, ist das nur einer von vielen Momenten, die für Gänsehaut sorgen und zu Tränen rühren. Um die optische Brillanz zu vervollkommnen, wird in solchen Szenen auch nicht mit Trockeneisnebel gespart, der über den Bühnenboden wabert, als würden sich Tänzerinnen und Tänzer, Sängerinnen und Sänger auf flauschigen Wolken bewegen.

Solche Momente werden abgelöst von knackig-hingebungsvollen Ensemblenummern und herrlich spaßigen Rap-Einlagen – natürlich immer im weihnachtlichen Kontext. Wenn schließlich eine völlig genervte Frau, die auf einem Gepäckwagen sitzt, darüber singt, wie sehr sie den Song „Last Christmas“ hasst, ist das Publikum vor Lachen kaum noch zu halten.

Dramaturgisch hat „Die große Weihnachtsshow“ allerdings nach dem ersten Teil bereits das meiste Pulver verschossen. Nach der Pause geht es zwar nicht weniger brillant weiter, doch gibt es im zweiten Teil keine großen Überraschungen mehr, da alle Mitwirkenden schon zuvor alle Register ihres Könnens gezeigt haben.

Insgesamt betrachtet, ist diese Show wohl die beste Weihnachtsshow, die man derzeit sehen kann. Hier funkelt es wie in einem Swarovksi-Store, hier wird eine Show aufgefahren wie im Friedrichstadt-Palast, hier wird musikalische Brillanz auf allerhöchstem Niveau geboten – und hier wird Weihnachten zelebriert: Kitsch as Kitsch can!

Text: Dominik Lapp

Avatar-Foto

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".