Schwarzer Humor: „Zum Sterben schön“ in Kloster Oesede
Ein Bestatter trifft seine Jugendliebe wieder. Diese ist mittlerweile mit dem Bürgermeister verheiratet. Während der etwas mit seiner Sekretärin anfängt und plant, seine Frau umzubringen, will Letztere ihren Tod inszenieren, um mit dem Bestatter nach Tahiti durchzubrennen. Klingt skurril? Ist es auch. Basierend auf dem Film „Grabgeflüster“, schrieben Marc Schubring (Musik) und Wolfgang Adenberg (Buch und Songtexte) neun Jahre lang an ihrem Musical „Zum Sterben schön“, das 2013 am Theater für Niedersachsen in Hildesheim uraufgeführt wurde und jetzt auf der Waldbühne Kloster Oesede zu sehen ist.
Die schwarz-humorige Story um Tod, Trauer, Liebe und Sehnsucht wurde von Lars Linnhoff sehenswert in Szene gesetzt. In einem Einheitsbühnenbild, das weiße Bretterhäuser zeigt, die das fiktive walisische Städtchen Wrottin-Powys andeuten, weiß Linnhoff immer wieder bunte Akzente zu setzen. Das gelingt ihm besonders immer dann gut, wenn der Event-Bestatter Frank Featherbed mit seinem Assistenten Delbert auftaucht. So stellen insbesondere das Dorffest und eine Event-Bestattung im Phantom-der-Oper-Stil zwei Höhepunkte in der Handlung – die durchaus ihre buchbedingten Längen hat – dar. Darüber hinaus gibt es viele kleine inszenatorische Kniffe, die witzig gelöst wurden, zum Beispiel wenn die Verstorbenen bei ihren Trauerfeiern hinter einem schwarzen Bilderrahmen mit Passepartout und Trauerflor Platz nehmen.
An Linnhoffs Seite sorgt Annika Dickel, die schon die Uraufführung in Hildesheim choreografierte, für eine spritzige Choreografie, insbesondere beim eingängigen Song „Tanz‘ den Totengräber“. Die gut ins Ohr gehende Musik von Marc Schubring beinhaltet die eine oder andere Perle. Etwas eintönig wirkt es mit der Zeit aber dennoch, weil die Musik nicht wie gewohnt von einer Band gespielt wird. Der Musikalische Leiter Christian Tobias Müller spielt zwar wieder einmal ganz wunderbar auf dem E-Piano, doch bei einem abendfüllenden Musical ist es letztlich doch etwas anstrengend, wenn man über zwei Stunden lang ausschließlich durch E-Piano-Klang beschallt wird.
Von den semiprofessionellen Darstellerinnen und Darstellern stechen besonders Jan-Marten Gerve als Frank Featherbed und Tom Schmutte als Delbert Butterfield hervor. Exzellent spielen sie sich gegenseitig die Bälle zu und geben ein wunderbar komisches Bestatter-Duo ab, das vom Publikum völlig zu Recht gefeiert wird. In der Nummer „Tanz‘ den Totengräber“ kann Gerve außerdem gut zeigen, was er gesanglich draufhat.
Mathias Olschewski drückt dem Bestatter Boris Plots einen liebenswerten Stempel auf, Tanja Hüther steht ihm als Betty Rhys-Jones in nichts nach. Toll im Zusammenspiel sind außerdem Michael Dreier als Bürgermeister Hugh Rhys-Jones und Britta Kuper als dessen Sekretärin Meredith. Sie haben auch den einen oder anderen Lacher sicher, zum Beispiel als der Bürgermeister nach der Bestattung seiner Mutter betont, dass er jetzt ins Büro geht, weil er noch „über etwas drübergehen“ muss.
Gemessen am Amüsierfaktor und dem Applaus, scheint das alles beim Publikum ziemlich gut anzukommen – und so hat die Waldbühne Kloster Oesede mit „Zum Sterben schön“ ganz offensichtlich mal wieder aufs richtige Stück gesetzt.
Text: Dominik Lapp